affirmativ

19. September 2006

Die nächsten Tage wollte er in der schönen Bergwelt um Mariazell wandern und hatte sich in einem Haus Franziskus, einer caritativen Pilgerherberge, einquartiert. Die Gänge und freundlichen Zimmer des etwas gedrungenen Hauses waren, einem evangelisch-freikirchlichen Buchladen ähnlich, mit bunten Postern tapeziert, einschlägig-erbauliche Worte inklusive, eine einzige begehbare Fotobibel, Fingerzeig auf das erzbischöflich-geförderte und also recht moderne Intelligent Design: Alpenblumen, Wasserfälle, ein großer roter australischer Stein im Dämmerlicht, der unvermeidliche Raketenstart, die toskanische Ideallandschaft mit Zypressen zum Friedhof hin, und, zurück wieder in der Heimat, ein Schmetterling im Tau.
Gut, er war in einem gläubigen Haus, in dem Gläubige verkehrten. Warum aber musste man die mit derlei Propagandamaterial penetrieren? Wozu diese permanente Selbstvergewisserung? Er stellte sich massive Glaubenszweifel vor, die Poster als eine Art Panikreaktion. Wie ja eine Liebe, die ständig gegenseitig beschwört (beschworen?) werden muss, keine allzu stabile Prognose zulasse, stellte er sich vor.