In heiligeren Zeiten gibt sich die Kronenzeitung immer besonders christlich. Man merkt das vor allem daran, dass die Schönen auf Seite 5 oder 7 mit verhüllten Nipperln posieren, die Bilder sind unschuldig poetisch gehalten, keine femme fatale wird in diesen Tagen aus der Muthgasse in die Kolportage oder zu den Abonnentenhaushalten transportiert. Ja, oft sind die Damen sogar regelrecht bekleidet.
Ich erinnere mich an ein Hochfest der Himmelfahrt Mariens (15. August, ungefähr 1979 muss es gewesen sein), als Herr Dichand nach einem zur Vorbereitung des Papstbesuches beim österreichischen Katholikentag stattgefunden habenden Läuterungserlebnisses eine schwer wiegende Mitteilung machte: Ab heute werde die Zeitung moralisch einwandfrei produziert. Deshalb werde man in futuro keine Inserate der Rubrik Verschiedenes mehr veröffentlichen. So war es dann auch, und vorbei war es mit den über Jahre die Phantasie so wunderbar anregenden kurzliterarisch-erotischen Ohrenglühmachern à la öffne nackt, Traumweite 130 oder Französischstunde bei Hausfrau mit Tagesfreizeit im elterlich abonnierten gesamtösterreichischen Informationsorgan (in dem, wie mir Papa stets versicherte, nur die Wahrheit steht, nicht so wie bei der Propaganda im Ostblock oder früher beim Goebbels) lesen zu können.
Wann die Moral der Krone wieder verfiel und die ausgesperrte Inserentinnengruppe wieder zugelassen wurde, habe ich dann nicht mehr verfolgt, denn schon Jahre vorher hatte ich diskreten Zugang zu den spezialisierteren Medien in Papas Nachtkastl gefunden.
Soviel also zum Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau und Gottesmutter Maria.