ad: lohengrin

5. Oktober 2012

blau, von opiatischer, narkotischer wirkung
friedrich nietzsche

(eben wieder chaplin geschaut)

das lohengrin-vorspiel und wie es charles chaplin im großen diktator einsetzt. die aura des grals, quell unvergänglicher liebe, stelle es dar, diese einzige, durchgängige melodie in a-dur, tonart des hohen mittags.
charles chaplin macht das (nicht nur zu seiner zeit) genau richtige: er nimmt diese große musik der sphäre des usurpators weg und beansprucht sie doppelt und dadurch besonders eindrücklich für seine botschaft der humanität. was für ein genialer kniff, dass er das vorspiel (als zu erhoffenden epilog) nicht nur bei der unverhofften großen rede des für adenoid hynkel verwechselten jüdischen friseurs am schluss einsetzt, ein appell, der nur, wenn man ihn außerhalb des historischen zusammenhangs (1940!) betrachtet, eine an die grenze des kitsches gehende rührseligkeit darstellt, sondern auch beim pas de deux des jämmerlich einsamen garnichtgroßen diktators mit dem weltkugelluftballon (den es logischerweise am ende des intimen tanzes zerreißen muss).

es bedarf der lohengrins. fraglos.