O Stern

12. April 2020

Nach der ersten Woche verordneter sozialer Vereinzelung. Mögen die Umstände, die dazu führen, auch schwer fassbar-monströse sein, so ist es doch eine auf angenehme Art andere Welt. Auf den Straßen sind weniger mit ihren Egoismen keck und lautstark rempelnd sich veröffentlichende Menschen, und sie benehmen sich zudem noch freundlich, ja höflich (höflich ist mir lieber; weil scheißhöflich kann man nicht sein), irgendwie gehen sie (frei von Lifestyle-Gelaber) achtsam miteinander um, mit Respektabstand, und oft grüßen sie einander, augenzwinkernd, lächelnd. Dazu, es ist fast poetisch, Männer im Supermarkt, nicht beim Bier, nicht beim Grillzeug oder beim Ertrutzen eigensipplich behaupteten Klopapierbedarfs: Männer im Gemüse und beim Waschmittel, Frauen um sachkundigen Rat fragend!

Wie wäre es doch schön, wenn es eine solche Welt eingestandener Nichtsouveränität auch mit einer nicht durch die Seuche reduzierten Bevölkerung geben könnte.

Hoffnung keimt.

[21.3.2020]