Freitag, 30. Juni 2023

30. Juni 2023

Thalgau, kulturkraftwerk oh456
Bertl Mütter SOLO
FREIFLUG – so schwer,
so leicht!

so leicht – so schwer!

Jemand hat Bertl Mütter einmal den »großen österreichischen Posaunenindividualisten« genannt. Und wirklich, er versteht es allerdings, sein Publikum zu faszinieren. 2001 hat er im Wiener Konzerthaus ›Schubert:Winterreise:Mütter‹ »einem vorerst irritierten, dann umso begeisterteren Publikum« präsentiert. Nach dem akklamierten Miniaturenprojekt ›parlando‹ widmete er sich ›muetters muellerin‹ und ›muetters dichters liebe‹, es folgten die ›mütterkinderlieder‹ zu Mahlers Kindertotenliedern. 2020 hat er in seinen ›aus|cul|ta|tio|nes‹ dem – menschenleeren – Wiener Stephansdom von ganz unten bis ganz oben »berückend intime« Klänge abgehört. »Freiflug«, das bedeutet nun, dass sich Bertl Mütter als hörender Seismograph in den offenen, zugleich so intimen Raum des Kulturkraftwerks stellt und, mit all dem (und was sonst noch kommen mag) im Gepäck, zu spielen anhebt. Nur wer sich fallen lässt, kann fliegen, abheben. Mitfliegende: Sind herzlich willkommen!
Ankündigungsprosa

Es erscheint ja etwas merkwürdig, dass ein Solokonzert bei mir ein außergewöhnliches Ereignis darstellt – spiele ich doch zumeist solo. Jedoch, hier ist es solo-solo, will heißen, ohne alle Vorgaben, kein außermusikalischer Anlass wie Vernissage, Lesung, Eröffnung, Begräbnis, sonstige Posaunenklangbeduftung. Deshalb habe ich mein Konzertprojekt beim so verdienstvollen Wartenfelser Kulturforum im Kulturkraftwerk oh456, einem besonderen hölzernen Großzimmer, »Freiflug – so schwer, so leicht!« genannt. Zudem ist es mein allererstes Konzert mit dem neuen, nach meinen aktuellen Wunschvorstellungen von Schagerl (ich bin ja sowas wie ein ›Werksfahrer‹) gefertigten MUT!HORN-SL, welches sich durch einen besonders cremigen, leisen Klang auszeichnet und bei dem sich die zu meinen Multiphonic-Klängen beitragenden Einzeltöne (einer gespielt, einer gesungen) ideal vermählen, es ist die pure Freude!

Ich werde ein episches Set von ca. neunzig Minuten ineinemdurchspielen (wie auf der Zeichnung1 festgehalten). Dabei habe das Bewertungshirn eine gründliche Pause – auch bei mir!


Es ist gelungen, und es waren exakt 90 Minuten – worum es ja gar nicht gegangen ist. Ein achtsames Beiseitetreten ist da kollektiv vollführt worden, bar aller Instant-Spiritualität: einfaches Sein im Klang.

Ein merkwürdiger Abend in des Wortes tiefster Bedeutung.

Danke Tom Burger (er hat mich initialiter eingeladen) und den lieben Leuten vom oh456 um Dirk Obracay für die herzliche Aufnahme. Achja, eine Aufnahme wird es auch geben. Ich weiß nicht, ob ich die hören mag; aber interessieren tut sie mich schon.

  1. Kunterfeyt beim allerersten Konzert, das ich mit Erika Stucky & Jon Sass (»Mrs. Bubbles & Bones«) am 3. April 2002 im Haus der Kunst (wo sonst?) in München gespielt habe.