sommernachtstrauma /2

7. Juli 2011

nun zur gelsenfolter. es gibt eine pro nacht, und am ende (morgens) wird sie ihr leben verwirkt haben (gib bitte obacht, damit du keine eigenblutflecken verursachst).
nach dem nächsten (vorzuziehenden) ikeabesuch und demgemäß geborgen im inneren des dicht übers bett gespannten moskitonetz wird die folter eine auf gegenseitigkeit: sie kann nicht zu dir herein, aber du musst sie hören, nicht ganz so nah am ohr, aber ausreichend, damit du gezwungen bist die beiden asketischen settings (vgl. sommernachtstrauma /1) in gedanken durchzuspielen.
auch hier gibt es eine variante, von der jedoch aus noch zu erläuternden gründen dringendst abgeraten sei: die absicherung des schlafes durch das an- bzw. einlegen von ohrstöpseln, wachs, watte, wasauchimmer (bei asterix und obelix war es einmal petersilie; diese half).
zu zitieren ist, wer sonst, franz kafka: nun haben aber die sirenen eine noch schrecklichere waffe als den gesang, nämlich ihr schweigen. es ist zwar nicht geschehen, aber vielleicht denkbar, daß sich jemand vor ihrem gesang gerettet hätte, vor ihrem schweigen gewiß nicht. dem gefühl, aus eigener kraft sie besiegt zu haben, der daraus folgenden alles fortreißenden Überhebung kann nichts irdisches widerstehen.
und tatsächlich sangen, als odysseus kam, die gewaltigen sängerinnen nicht, sei es, daß sie glaubten, diesem gegner könne nur noch das schweigen beikommen, sei es, daß der anblick der glückseligkeit im gesicht des odysseus, der an nichts anderes als an wachs und ketten dachte, sie allen gesang vergessen ließ.
odysseus aber, um es so auszudrücken, hörte ihr schweigen nicht, er glaubte, sie sängen, und nur er sei behütet, es zu hören. (…)

nachtrag: beim heurigen zweiten probealarm in der steiermark schwiegen sie nicht, die sirenen. insbesondere das auf- und abschwellen gelang beispielgebend.