liebe mba,
komm, lieber mai und ma-
beliebtes frühlingslied (1. strophe, 1. zeile, 1. hälfte)
da nun der trübste mai seit messbeginn vorbei ist (orfon, 28.5.2010) – ist ihnen schon aufgefallen, mai und vorbei bilden einen durchaus tauglichen, wenn auch nicht allzu originellen reim, und tatsächlich dürfte es nicht viele gedichte geben, die sich mit dem maienvorbeisein beschäftigen, wird er (der mai) doch gemeinhin sowas von herbeigesehnt, alswie das im südlichen australien die menschen dort mit dem november tun dürften, wobei es wiederum so ist, dass diese novembersehnsuchtsmetapher nicht auf die nordhemisphäre übersetzen konnte, nicht einmal über den äquator, den allesgleichmacher hat sie es geschafft, und wenn, dann arg verstümmelt, an graues grübeln und verabschiedungsgedanken erinnert sie uns, nicht aber die südaustralier, vermutlich auch nicht die chilenen, wohnen sie jetzt im osten oder westlichen teil dieses so vielfältigen landes, in dem ich auch noch niemals war. aber es ist halt unser wesen, dass wir von sachen und orten und so weiter reden, ohne, dass wir dort gewesen sind, kant, dem wir die nach ihm benannte wurst verdanken, hat bekanntlich die welt weit umfassender zu denken vermocht als die meisten seiner schon damals weiter als er gereisten weltgenossen, ortsfest in königsberg, ob ich da noch einmal hinkomme und ob wieder weg und wo denn mein, ihr königsberg sein könne?
nun, schlechtwetter. das ist aber kein thema für einen mütterbrief, tut mir leid.
ich muss aber doch zugeben, dass mich die orfon-überschrift trübster mai seit messbeginn (wann waren sie das letzte mal in der kirche?) merkwürdig tief berührt hat. diese berührung wesentlich vertiefend wirkte der einleitend erläuternde satz an manchen orten hat es im mai fast dreimal so viel geregnet wie im langjährigen durchschnitt. und dann dieses dankbarkeitsgefühl (ein warmer strom) für die erklärung die sonne zeigte sich dafür kaum, was nur ein scheinbares no-na darstellt, wenn auch, wie allgemein bekannt, zum regnen nicht unmittelbarer sonnenschein voraussetzung ist (eher: wolken, luftfeuchtigkeit, etwas mehr als plus zwei grad celsius). dass sich die sonne aber auch nicht von der seite gezeigt hat (wo ist eigentlich die seite von einem ball?), das macht uns schon recht traurig. so muss denn auch dieser in dem sinn ausnahmeregenbogen als ein trauriger in die geschichte dieses mais eingehen:
jetzt aber ist endlich zeit für gerechtigkeit! – fay-man, der judikator, dem diese zeilen zugeschrieben werden (sein unvermeidlich huschendes grüsgod hat man uns für diesmal unterschlagen), sorgt dafür, dass österreich (nicht nur österreich!) zittert, erbebt, es atmet auf und durch, wie nach dem lutschen eines eiszapfenzuckerls ist das (oder wäre das innerlich braune firnbonbon von je engelhofer je lieber angebrachter?), aaaah, und die morgenröte der gerechtigkeitszeit, sie dämmert herauf, der verheißne äon!
nun, politik, gar arg verbrämt mit religion ist aber wirklich kein thema für einen mütterbrief, tut mir leid.
erster juni, graz, hotel ibis, diese merkwürdig verunfallte ziqqurrat am bahnhof, mit lärmstopfenstern, wenn man sie zulässt. unten im kleinen park, wo um diese jahreszeit menschen mit ihrer ganzen habe im sackerl nächtigen, beginnen sie knapp nach tagesanbruch mit dem rasenmähen: ein akustisch tadellos nachvollziehbarer formationsflug, finalisiert von den um eine große septime höher gestimmten schnürlmäherhelikoptern. beim aufstehen dann fehlen unten zwei bäume mit gut einem dreiviertel meter durchmesser. vermutlich aber sind sie mir gestern, noch im trübsten mai seit messbeginn, nur deshalb nicht aufgefallen, weil sie da auch schon umgefallen gewesen sein dürften, auch sind keine weiteren spuren (astreste, blätter, säge-, d.h. mähspäne) zu erkennen, die auf ihren fall just zu junibeginn hindeuten würden. die schnittstelle (der stammstumpf) aber wird auf jeden fall gesondert zu untersuchen sein.
nun, rasenmähen vor ziqqurratibissen ist aber doch wirklich kein thema für einen mütterbrief, tut mir leid.
wie weiter. knapp nach redaktionsschluss ereilt uns eine exklusivmeldung, die orfonischen ganzjahrespraktikanten können uns zuverlässig verheißen, wie der heurige sommer wird.
(vermutlich waren sie schon dort; denen ist alles zuzutrauen und scheuen sie bei orfon bekanntermaßen weder kosten noch mühen noch spesenverrechnungen.)
für die zwischenzeit verspreche ich, mich in sprichwörtlich buddhistischer gelassenheit zu üben oder mich zumindest umfassend und eindringlich mit ihr zu beschäftigen. das kann dann ein lustiger sommer werden. und man ist ja bekanntlich der gestalter seiner welten, wenn man nur will.
was ich, von herzen, auch ihnen wünschen mag.
ihr bertl mütter
steyr, graz und sonstwo, ende mai bis anfang juni 2010
service
– mütterlog (täglich, seit 1.12.2004)
– kaufen sie tonträger.
– konzerte, symposien, workshops: finden sie alles rechtzeitig auf muetter.at. ich erlaube mir, besonders auf viktring (11.-18.7.) hinzuweisen, da gibt es wie immer noch einige wenige restplätze.
– der nächste mütterbrief kommt zirka am 1. september 2010 zu mittag. bis dahin wird muetter.at und muetterlog.at erneuert, und auch ich werde frisch umgezogen sein, rasiert auch.
– ende.