Schiefling /1

3. August 2006

Schiefling ist eine kleine Ortschaft am Südufer des Wörthersees, nahe am westlichen Rand ist es gewissermaßen das Maiernigg Veldens, und das auch in einem musikalischen Zusammenhang: Komponierte Mahler in Maiernigg den Sommer über, so ehrt man in Schiefling Alban Berg, der es hier nicht bloß zu einem kleinen, in den Wald und also ohne jeden Anschluss an die Südbahn verschlagenen Weichenstellerhüttl (das Berühmte Komponierhäuschen) gebracht hat, sondern zu einer stattlichen Villa samt Park, statusgemäß ruht der alte Ford von etwa 1930 in der Garage; die Eisenbahn am nördlichen Seeufer hört man recht gut herüber, Hier ist Friede, steht über der Haustür.
Das Alban Berg Haus ist naturgemäß das Allerheiligste der Alban Berg Stiftung, es gibt ja auch viel Hinterlassenes: Besonders stolz scheint man auf die Unterwäsche Sr. Kaiserlich & Königlich Apostolischen Majestät Franz Joseph I. (dessen Tochter aus der vorschrattischen Beziehung, wie es heißt, Albans nachmalige Frau war) zu sein, sowie auf die Geige Gustav Mahlers, die mit einem Seidentuch zugedeckt ist, mit seidengesticktem Monogramm, wie man sich bemüht, Staunen zu machen (na was denn sonst – soll es ihm seine Schwester oder die Alma aufgebügelt haben wie die Zunge von den Stones?). Große Menschen ihrer Zeit waren hier, es ist alles sehr bedeutend, wirklich wahr.
Aber, bitte, eine Geige von Mahler ist doch tot, wenn sie in ihrem Holzkisterl gleich einem Sarg ausgestellt wird; entweder es ist ein gutes Instrument, dann lasst sie von anderen spielen, oder sie ist mies, dann, bitte, lasst die Reliquienverehrung bleiben.
Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche, dieser (auch) Mahler zugeschriebene Satz, muss mir da wieder einmal einfallen.