rechtwinkelig (2)

20. November 2007

beeindruckend in lodz der jüdische friedhof und vor allem das monument am nazimenschenverschubbahnhof radegast. das schwarze bahnhofshüttl mit dieser sprichwörtlichen verladerampe wirkt original belassen, wie ein 1:1-modell. davor steht eine jederzeit abfahrbereite schwarze dampflok mit zwei, drei originalen viehwaggons. dahinter aber, mit einem schlichten, eindeutig heutigen, vierflügeligen gitter (einer ist offen) abgeschlossen, endet das gleis in einem prellbock im beton. ein langer, gekrümmter, sich nach hinten verjüngender betontunnel schließt an, der in einen quadratischen gewölbten gedenkraum mündet, an der wand inschriften, die die herkunft der über das relais radegast in den tod administrierten naziopfer benennen; dieser raum ist nach oben offen mit einem abgebrochenen schlot. licht. im tunnel selbst hängen originale deportationslisten der gestapo, ausgegrabene originalgegenstände (scheren, gürtelschnallen), und in der betonwand kann man lesen, was hier 1939 bis 1945 geschehen ist, der text hält sich protokollarisch kurz. beim durchgehen wird die beleuchtung über lichtschranken aktiviert, sonst ist der kühle glatte tunnel finster.
was ergreift ist die schlichtheit und klarheit hier. eindeutig heutig. dann aber diese ungemeine unmittelbarkeit mit den originalen an den wänden. die banalität des bösen wird mit geringsten mitteln veranschaulicht, dass es einen ehrlich schaudert. es ist dies alles andere als eine inszenierung mit diesem kalkulierten gruseligen lustschauer, der so manches denkmal zur hollywoodhorrorfilmkulisse verkommen lässt und in seiner vorgeblich detailgetreuen naturalität („genau so und nicht anders war es“) letztlich das ausmaß der katastrophe und damit die opfer und ihre angehörigen (die wir alle sind) beleidigt.
genau so muss eine gedenkstätte ausschauen.