portionieren

24. März 2009

er musste seufzen. die ersten zeilen, die ersten seiten ließen keinen zweifel, dieses buch würde ihn über alle maßen beglücken. er mochte sich gar nicht ausdenken (das hatte ohnehin der autor für ihn erledigt), wie treffende beobachtungen, wie wunderbare wendungen auf ihn warteten. und im gegensatz zu nabokov, bernhard oder kafka handelte es sich hier um einen lebenden (und noch dazu jungen) autor, man konnte also mit dem gesamtwerk mitwachsen und müsste sich nicht, da seine unwiderrufliche begrenztheit abzusehen war, alles schön langsam, wie beste schokolade, auf der zunge zergehen lassen, immer in der hoffnung, rechtzeitig mit dem zerschmelzen des letzten stückes (ganz am ende) auch zu vergehen.
dieses buch (nennen wir es beim namen: die frequenzen), er würde es sich nur als belohnung gönnen, in kleinstmöglichen happen, homöopathisches lesen, jawohl, so nahm er es sich vor, und wusste zugleich, dass er, heißhungrig wie er nun einmal war, den ganzen schinken auf einmal verspeisen würde.
setz dich nieder, halt den mund, der dir immer wieder aufgehen wird, lies, zeile um zeile, und schnalz mit der zunge. was für ein fest.