Plakatives

16. Mai 2006

Unlängst, beim Heurigen (so fangen viele Wiener Geschichten bzw. Gschichtln an), wie ich aufs Klo gehe, bleibe ich bei einem Plakat hängen, das an die der offenen Stube zugewandten Häusltür mit reichlich Tixo angepickt ist, als wäre es besonders widerspenstig in Bezug auf seine Haftwilligkeit, stelle ich mir vor, wie ich es genauer studiere, was, genau genommen nicht stimmt, denn wenn wir ein Plakat näher in Augenschein nehmen, hat ja schon ein sogenannter eye-catcher unsere Aufmerksamkeit angezogen, das müssen gar nicht immer charmante junge Damen mit hohem Spekulationskoeffizienten sein, manchmal kann auch rein die grafische Gestaltung ausreichen, in der Regel ist das ein dickundfett gedrucktes Schlagwort, ja, oft besteht das Plakat aus nicht viel mehr als einer solchen headline, jenes beim Sieveringer Heurigen aber war gar nicht sonderlich interessant gestaltet, Überschrift und Erläuterndes eben, dazu die heute unvermeidliche Internetadresse, kein Bild oder dergleichen, also müssen sämtliche Assoziationen durch den durch die Kombination der Überschrift mit dem Erläuternden in Gang gesetzten Gedankenfluss angestellt werden, dies soll zum Kauf eines Produktes, der Wahl einer Partei, oder, wie in diesem Fall, zum möglichst zahlreichen Besuch der angekündigten Veranstaltung am angegebenen Ort führen, und morgen werden Sie verstehen, warum mir sofort klar war, dass sie das mich inhaltlich übrigens gar nicht sosehr anziehende Plakat mit derart viel Tixo (ich bleibe dabei!) an die Privat-Klotür gepickt haben.