Nabucco /2

12. August 2005

Zur das Kulturjahr überspannenden Beziehung zwischen Nabucco und dem Radetzkymarsch ist mir noch etwas aufgefallen.
Mich amüsiert, dass man sich im Sommer ein Werk gibt, welches große Bedeutung für das Risorgimento, die Bewegung gegen die österreichische Unterdrückung Italiens im Novecento, hatte. Das Akrostichon V.E.R.D.I., Vittorio Emanuele, Re d’Italia war als Graffitto auf österreichischen Kasernenmauern eine ähnlich unverdächtige Widerstandsparole wie das Fischsymbol der Urchristen im Rom Peter Ustinovs als Kaiser Nero in QVO VADIS; Widerstand gegen die Habsburger, für welche, etwa in der Schlacht bei Custozza (1848), der marschbewidmete Feldmarschall Radetzky eine zentrale Figur war.
Im Sommer ist das mitfühlende Publikum auf der Seite der armen Gefangenen, und es gehen zu Herzen die Terzen; im Winter (und da waren wir immer schon besser, Rogan ist nur eine Ausnahme) wird der gefeiert, der sie alle eingesperrt hat. Und die ganze Welt klatscht mit uns.
Da das Jahr aber am 1. Jänner beginnt, siegt die Sentimentalität, quasi: Seids net bös, war ja ned so gemeint, und alles ist gut.
Gute, beste Tradition, und sie wurde fortgesetzt. Wie heißt es beim Herrn Karl: Jetzt ist er bös, der Tennenbaum.