kontrazept

13. Mai 2008

veni creator spiritus
hrabanus maurus (urheberschaft nicht endgültig geklärt)

sie war eine konzeptkünstlerin wie sie im buche steht; natürlich stehen konzeptkünstler nicht im buche, in keinem (manche stehen beim verrichten ihrer konzeptkunst auf keiner oder auch auf einer) buche, aber so sagt man eben, es ist eine worthülse, ebenso wie das wort konzeptkünstler, ein begriff, der in ihrem fall (in ihren fällen – oder sagt man: fallen?) stets auf einem großartig in konzeptpapieren (die so papieren waren wie ihre ausführungen) ausgebreiteten konzeptkunstkonzepten beruhte (die ihr andere, üblicherweise nicht genannte, der sprache mächtigere, fertig formulierten, ebenso, wie andere ihr, der seit jahrzehnten zeitgemäßen medienkünstlerin, die systeme hochfahren mussten – sie steuerte dann, politikergleich, den einen knopf, der dann z.b. eine neue u-bahn zum angeblich ersten male in bewegung versetzte), die sie durch stets absehbare (man hatte sich einen gewissen ruf erarbeitet) umstände dann doch nicht so umsetzen konnte, sowas auch. aber den auftraggebern würde es schon nicht auffallen, sind ja alles trottel. und ihr lächeln war ja in der tat gold wert.
dann hatte sie noch ein ausrederegister für die stückerlweise absage und vertröstung mit- bzw. zuarbeitender kolleginnen und kollegen, an dem sie millionenradgleich kurbelte, was eine gewisse abwechslung der immergleichen fadenscheinigkeit zu gewährleisten sicherte. die anwendung dieser kartei (automarder, gegenwind, stromausfall, kaputter stecker, holzwurm, sms irrtümlich gelöscht, weltweiter internetzusammenbruch nur bei ihr, wasserschaden, haarschmerzen; unzuverlässigkeit eines lieferanten – die finale chuzpe) war das mit abstand kreativste und zugleich zuverlässigste ihrer konzeptarbeit.
die desavouierung für den künstlerstand durch eine solche konzeptsperson gleicht jenem berühmten tropfen erdöl, der eine million liter trinkwasser verseucht. zuverlässig.