Jogdstumöwi

4. September 2005

Mein Warten (auf Tournee sein heißt: Warten) verbringe ich in einer Salon genannten Jagdstube aus den frühen Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts: Vorne im Kamin liegt das Brennholzsurrogat auf einem schmiedeeisernen Sockel, welcher von zwei großbusigen Sphinxen auf dem Rücken getragen wird; hinter ihnen verläuft das Kabel seitlich weg. Die Sesselgarnitur samt halbhohen Wohnzimmertischchen (alles Eiche rustikal) kann nur ein Restposten vom Möbel Hiendl in Passau gewesen sein. Von dort aus wurde nämlich, vor Ikea noch, ein nachhaltiger Möbelfaschismus (©Franzobel) überallhin exportiert; nach Oberösterreich etwa wurde, Zoll inklusive, gratis geliefert, was unser Möbel Braunsberger arg zu spüren bekam. Jedes Jahr beim Sternsingen konnte ich mich von der unaufhaltsamen Durchsättigung der Münichholzer Wohnzimmer mit jenen amorphen Verbauen (nomen est omen) und ihren klobigen Sesseln, die mit dem Kurvenlineal gezeichnet sein mussten, vergewissern; alle habe ich sie wieder gefunden, hier und heute, in Belgien, Province de Luxembourg.
Was aber wäre eine Jagdstube ohne waidmännisch-regionstypische Trophäen an den Wänden? Hier in Gaume ist es ein Keiler mit aggressiv gefletschten Hauern.

(mehr dazu morgen)