Den Hals voll

17. November 2021

Nordkorea hungert, das Volk soll schwarze Schwäne essen
kurier.at

Qu’ils mangent de la brioche!
Marie-Antoinette unterschoben

Der legendäre Tipp wäre (ein bonmot – eig. mauvaismot –, obzwar es sich wohl um eine – ein selbsterklärender Terminus – Wanderanekdote gehandelt haben mag): Kuchen. Das Problem dabei: Seinerzeit, vor 1789, bei Marie Antoinette, ging es auf den Umsturz qua Revolution zu. Was nun aber tut ein glorreiches Land mitsamt seinem jugendlichfeisten -esvater, in welchem die Revolution (und damit das Volk selbst!) per definitionem regiert, weshalb alles, was sie (die Revolution und ihre Verweser) bzw. es (das Volk; repräsentiert von den Verwesern der Revolution) macht, per se frei von Fehlern ist.

Papst müsste man, müssten alle sein, nicht nur wir.

Zum Ende des ersten Bandes seiner Kulturgeschichte der Neuzeit erzählt der große Egon Friedell, dass Louis Seize am Tage der Revolution in sein Jagdjournal (er ging auf Enten – seit Hans Christian Andersen sind das junge Schwäne) das lapidare Wörtchen »rien« (»nichts«) eintrug. Das Nichttreffen mochte wohl zutreffen, welthistorisch erwies sich das Notat, was die Tragweite der ansich unbedeutenden Erstürmung der Bastille betreffen sollte, als verhängnisvolle Fehleinschätzung, die wiederum jedoch, so Friedell, die durchunddurchig mediokre Persönlichkeit des Monarchen nachgerade idealtypisch abbildete.

Merke: Von Repräsentieren kriegt kein Volk seinen Hals voll.