Beim Häuten der Zwiebel /3

11. Oktober 2006

Jetzt war ihm etwas Komisches passiert.

Aber es ist nun einmal so, dass wenn man sein Augenmerk auf ein Thema legt, allüberall Hinweise dafür auftauchen, so, wie einem Ende April im Auwald die Morcheln mit der leider bis heute nicht wirklich erfundenen Morchelbrille phosphoreszierend förmlich ins Auge springen (eine der sympathischsten Lügen bei Wer 3x lügt, dieser legendären Quizsendung mit Günter Tolar (ORF, 1973-77). Oder beschäftigen Sie sich mit sog. Schönheitsflecken, diesen entzückenden Mundwinkel- und Dekolletémuttermalen, und es werden ihnen kaum mehr andere Damen als derart geschmückte ins Gesichtsfeld kommen, so ist das, wirklich wahr.

Ein paar Tage nach jener so denkwürdig gehäuteten Zwiebel war er beim Lesen eines Buches auf folgende Stelle gestoßen:

(…) dann kroch der schwere, keuchende, zitternde Fahrstuhl langsam an seiner Samtleine empor, und neben ihm glitten an der durch die Scheibe sichtbaren Wand mit ihrem abbröckelnden Putz langsam dunkle Landkartenflecken abwärts, Flecken, die von Feuchtigkeit und Alter herrührten und die ebenso wie die Wolken am Himmel eine Vorliebe für die Silhouetten des Schwarzen Meeres und Australiens bezeugten.

Tja, lieber Vladimir Vladimirovitsch, die Zwiebel hast du vergessen, dachte er sich, derart zur Fraternisierung autorisiert, und das machte ihn schon einigermaßen stolz.

Dafür hat Nabokov aber auch nicht den Nobelpreis bekommen, den gibt es fürs Zwieblhäuten, raisonierte er, und mehr darüber morgen.