Allerheiligstes (6)

8. September 2020

Ich staune über die Kirchengelehrten, die sich – in unseren Tagen! – über derart Allerheiligstes so ernsthaftigst gelehrteste Gedanken machen. Am meisten über die, die ich als vernünftige und lebenspraktisch höchst fähige Menschen kennenlernen durfte, mit einigen bin ich sogar befreundet. Diese Zaubersphäre, die sie zuzulassen in der Lage sind, dieweil sie ansonsten – oftmals brillant! – mit beiden Beinen auf der Erde stehen.

Es gibt die Metapher vom Blinden Fleck, den jemand hat, etwas, das jemand geflissentlich übersieht (übersehen muss!), damit sein Lebenskonstrukt funktioniert und nicht zusammenbricht. Vielleicht muss man den Zauberkern der Religion als Blinden Fleck bezeichnen; den man hier aber nicht übersieht, sondern, ganz im Gegenteil, aufs hellste bestrahlt, sodass man meint, er leuchte leuchtend wie der Morgenstern von selber, sodass er (dieser Blinde Fleck) zugleich das Hypo- und Epizentrum des Gesamtsystems darstellt. Von da aus ist alles weitere Emanation einer scholastischen Fingerübung. 

Was jedoch übersehen wird: Ganz im Zentrum ist ein Schwarzes Loch.