muetters dichters liebe

Nach Schumann nach Heine.

CD ARBE 14 (2007)
Bertl Mütter, Posaune, Nachkomposition
Christian Mühlbacher, Tonmeister
Aufgenommen im Stift St. Lambrecht
Booklet


Im Unterschied zu den vergeblichen Müller-Lieben der beiden Schubert-Zyklen ist die Liebes- und Entliebungsgeschichte bei Heine/Schumann so fragmentarisch (ist es überhaupt eine Geschichte?), dass sie gerade dadurch real nachvollziehbar, ja handfest erscheint. Der enttäuschte Liebende dieses Lyrischen Intermezzos findet allerdings schließlich zurück ins Leben, verwundet zwar, nicht aber waidwund seinen Hals hinhaltend, damit ihn die Wölfe zerrissen oder das liebe Bächlein in sich aufnehme.

Das Nachspiel des letzten Liedes (es dauert so lange, bis die Liebeswunden verheilt sind und sich vernarben können) »Die alten, bösen Lieder« fasziniert. Da steht dann der Sänger eine gute Minute mit bedeutungsvoll-leerem Blick herum, schaut ins Narrenkastl oder in den Klavierraum, hat jedenfalls ergriffen zu sein, exakt so lange, bis der Pianist mit seinem (scheinbar) unproportionierten Solo endlich fertig ist und er abapplaudiert werden kann, danke vielmals.

Diesem, wenn man so will: alles verzögernden Nachspiel widme ich ein eigenes, großes Posaunenstück. Quasi una cadenza, dauert es (nicht ganz) so lange wie der gesamte Zyklus vorher, damit auch ganz sicher kein Schmerz mehr übrig bleibt, fliegt mehrmals aus und ein, kommt schließlich zurück, mit einem Ölblatt im Schnabel? Wer weiß.

Der Schluss dann gehört gewissermaßen ganz dem Original. Aber sehen Sie, auch das nur scheinbar: Ich habe mir befreundete TastenspielerInnen1 gebeten, dieses Andante espressivo für mich aufzunehmen. Mit den gesammelten Epilogen haben wir ein neues, böses Quodlibet faschiert, und das kommt ganz am Schluss vom Schluss und aus.

Danach Schweigen (engl. silence; stereophon) und endlich Ruh’.

… es hat sich eben alles so ereignet, und wenn ich den Sinn wüßte, so brauchte ich dir wohl nicht erst zu erzählen. Aber es ist, wie wenn du Flüstern hörst oder bloß Rauschen, ohne das unterscheiden zu können!
Robert Musil, Die Amsel

  1. Mein herzlicher Dank gilt: Johannes M. Bogner, Cembalo (mit/ohne Lautenzug); Christoph Cech, Klavier (J. Czapka’s Sohn); Isabel Ettenauer, toy piano; Christopher Hinterhuber, Klavier (Steinway D); Hannes Löschel, Harmonium; Ingrid Marsoner, Klavier (Kawai GS 60); Janna Polyzoides, Fortepiano (Brodmann, 1810; mit/ohne Filzdämpfung); Markus Schirmer, Klavier (Fazioli 212); Aaron Wonesch, Fender Rhodes.