sublim

22. Januar 2007

Der berüchtigte Moderator (nicht jener fortgeschrittene Schlagersendungsmacher, welcher dieser Tage seine letzte Zigarette vom Herrenspitz gesogen hatte) rezitierte den Romananfang des Dichters in einem Ton, als wollte er zeigen, dass wir (der Dichter inklusive) nur einzigundallein kraft seiner verstehenmachenden Lesekraft (er las alles so, als wäre es Rilke), der Accelerationen und Pausen (diese hielt er kaum aus, es schien, als wollte er vor jedem Wort mit erhobenem Zeigefinger Achtung, jetzt kommt’s sagen) die annähernde Chance, das Glück also, hätten, das zu verstehen, was der Dichter gemeint hatte, und dieser schien ebenfalls erstaunt, sowas.
Hinterdrein, keinerlei Pause lassend, stellte er ihm noch eine Suggestivfrage, die unmittelbar bewies, dass es sich genau umgekehrt verhielt, eine regelrechte Erkenntnisverdampfung, ja, Verstehenssublimation.
Trotzdem, er mochte ihn. Er hatte das Zeug dazu, jetzt, wo der Kollege abgetreten war, zum Doyen der grumpy old men im Rundfunk aufzusteigen.