parlandoreport/4: radiohören

5. Oktober 2004

Beim Radio, wenn man an der Skala von links nach rechts und wieder zurück gedreht hat, war da dieses warme Rauschen, und manchmal waren kurz irgend ein Musikstück oder Sprachfetzen zu hören (kaum etwas auf Deutsch), und nie hat nur der Funken einer Chance bestanden, zu erfahren, was man da eben im Hörfunk gesendet wurde (und wenn, dann war die zufällig getroffene Ansage in einer ganz und gar unverständlichen Sprache). Es ist dies lange Zeit mein einziger direkter Eindruck vom Ostblock gewesen, sieht man vom Moldaublick oder vom Dreisesselberg ab.
Das ungeheure Potenzial, stellt man sich die Gleichzeitigkeit aller möglichen Sendungen vor und das absichtslose Durchrauschen (das nicht zu vergleichen ist mit dem angeödeten Durchzappen auf der Fernseherfernbedienung) übte eine magische Anziehung auf mich aus. Magisch war auch dieses grüne Licht im Schlitz an der Vorderseite der Stofffront des Apparats, das von links und rechts außen zueinander wollte und sich je nach Empfangsstärke recht träge mit sich vereinte und gleich wieder trennen musste, denn ich habe weiter gedreht, nur am Sonntag um 10 nach 8, wenn die Landesnachrichten mit den Flugwetterwerten der Wetterwarte Hörsching, achtelattostratokumuluss, langsam Richtung Großer Sendesaal des Funkhauses Wien wiesen, war es Zeit zu verweilen, um gemeinsam mit Oma beim Frühstück bis gegen 9 mit allen anderen österreicherinnen und österreichern und allen Marodnmadlnundbuam zu erfahren Was gibt es Neues.
Dann aber schnell hinüber in die Kirche zum Ministrieren.

Auch darum geht es bei parlando.
Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.