Die Hoboë, haut bois, scheint einem Ameisenbäreninstrumentarium zu entstammen, während das Englischhorn, cor anglais, eher zum Erdferkel (französisch: oryctérope) tendiert. Beide sind Doppelrohrblättler, haben also eine klebrige, wurmförmige Zunge, und ihre Farbe in der freien Wildbahn ist definitv nicht blau.
Das Erdferkel, das sich in erster Linie von Ameisen und Termiten ernährt, ist eine genetische Besonderheit. »Es sieht zwar nicht aus wie ein Elefant, ist genetisch aber nahe verwandt mit Jumbo und Co«, so Terence Robinson von der Uni in Stellenbosch/Matieland, Südafrika. Viele Forscher gehen davon aus, dass das Erdferkel, der Elefant, die Seekuh, die afrikanische Spitzmaus, der Kurzohr-Rüsselspringer und die Goldmulle, die alle zur Gruppe der Afrotheriana gehören, sozusagen die Urväter der Säugetiere sind. Diese Tiere entstanden damals, als Afrika sich vom Rest des Urkontinents trennte. Nach ersten Untersuchungen der genetischen Struktur und der Chromosomen sind diese Tiere näher mit dem Menschen verwandt als bisher angenommen.
(Quelle: PNAS, 21.1.2003)
Ich stelle ein für alle Mal klar: Entgegen kollektiver Erinnerungen ist Elise keine Ameisenbärin, sondern ein – Erdferkel. Tut mir wirklich leid, es wäre so schön gewesen. Oder, um es mit Elise zu sagen: Sähr wötzig, sähr wötzig. Ein – ich gebe zu: schwacher – Trost ist, dass (abgesehen von der Farbe) Elise dem echten Orycteropus afer wesentlich ähnlicher schaut, als jedem noch so plüschigen Ameisenbär, Myrmecophaga tridactyla (frz.: Tamanoir).
Erdferkel sind plumpe Tiere mit einem dickem Leib, mit krummen Rücken, einen an ein Känguruh erinnernden Schwanz, ziemlich dickem Hals, langem, schmächtigem Kopf mit langen, rohrförmigen, sehr beweglichen Ohren und einem langen, schweineartigen Rüssel. (…) Das Erdferkel wird auch als der »Wolpertinger Afrikas« bezeichnet. Und wirklich: Wer dieses Tier genauer betrachtet, erkennt Hasenohren, einen Schweinerüssel, einen Kamelbuckel und einen Rattenschwanz. Dazu das Schönste an diesem Tier: Die Rehaugen. Als Entschädigung für seine schwachen Augen ist er mit einem guten Geruchssinn und Gehör ausgestattet.
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Außer in der oben beschriebenen, sehr leidlichen Verwechslungsgeschichte kommen sich A-Bär und E-Ferkel aber eh nicht wirklich in die Quere, von Afrika nach Südamerika ist es ein schönes Stück. Bleiben wir also in Afrika, der Plot ist ohnedies von umfassender Gültigkeit: Groß, stark, aber dumm jagt klein, schwach, aber schlau.
An sich wäre es ja so vorgesehen: Um an die Termiten heranzukommen, öffnet das Erdferkel die Baue mit seinen scharfen Klauen und leckt die Termiten dann mit seiner langen, wurmförmigen Zunge auf, sie bleiben picken und werden gleich massenhaft ins Maul transportiert. Soweit die Zoologie. Elise aber hat es seit mehr als 35 Jahren (Debut: 5. März 1969) mit Charlie zu tun, und der ist gewitzt. Der Rest ist Trickfilmgeschichte. Und für Elise die Geschichte einer unglaublichen Diät.
Es ist ein Vergnügen, für Markus Sepperer (*1977) Pour Elise (oryctérope, bleue), pour un seul cor anglais zu schreiben. Er wird es am 30. Jänner 2005 im Großen Sendesaal vom RadioKulturHaus zum ersten Mal einem interessierten (und hoffentlich amüsierten) Publikum präsentieren. Ob er die Rolle des Charlie übernehmen wird, ist bis anietzo nicht klar. Es wäre aber eine Möglichkeit wäre es aber, oder?