Mutterkuchen

26. Juni 2006

Diesmal hatte sich der Strudel, den er schon als Bub nicht gemocht hatte (den er wenigstens nicht so oft und nicht so immergleich gemocht hätte), gut eineinhalb Monate in lebensmittelechten Polyproplyenbeuteln eingeschweißt im Kühlschrank gehalten, bevor endlich die grünen Altersflecken auf seiner Oberfläche anzeigten, dass er ohne schlechtes Gewissen den braunen Biomüllcontainern überantwortet werden durfte.
Seine Freunde, die die Kuchen ihrer Mütter genausowenig begehrten, rissen sich jedesmal um die Stücke, eifrig schwelgten sie entweder von der Mohn- oder Nussvariante und lobten seine germteigbedingte Mürbe.
Aber auch sie bekamen bei ihren Elternbesuchen mit viel Liebe hergestellte Süßwaren. Ein im Freundeskreis zu organisierendes Verteilsystem für mütterliche Backwaren müsste man einrichten, dass sie dort hinkämen, wo sie ungeheuchelt begehrt und verzehrt wurden, schwebte ihm vor.