morgenteuer

28. Oktober 2008

noch unerwacht lugte er auf seine armbanduhr am bulligen nachtkästchen: gestern um diese zeit war es bereits eine stunde später gewesen. durch die geöffnete balkontür hörte er die sonntäglich prospektgemäß gedämpften grünbunten, schwarzen und grauen kleinwasservögel (schwäne singen nicht, und wenn, dann hat das was zu bedeuten), aber das geräusch, das ihn, jawohl, so war es, richtete er sich auf (er hätte noch vier, fünf minuten schlafs gebraucht), jenes rhythmische klopfen, leise aber eindringlich und – fett klang es, das ihn etwas zu früh (drei vier minuten) an den tag gebracht hatte, gehörte nicht hierher, kam aus einer anderen zeit, sozusagen.
schlüssig denken.
musste der junge kunstschriftsteller im nebenzimmer am ersten winterzeitmorgen die langverdiente bonusstunde so schänden? sich in aller früh auf den balkon zu setzen (immerhin, ohne, wie in der nacht, noch in einer anderen zeit, seine jugendlichen rauchschwaden ins dafür berüchtigte seeblickhotel zurückzuwehen, vorzüglich bei der balkontür des dem linken eck näheren nachbarzimmers) und, ein weiterer anachronismus!, in eine reiseschreibmachine tippen?! sich fassend weil nicht unhöflch sein wollend und wie kein mensch anderer kunstschaffenswillen respektierend schlich er sich klak klak klaklak zum balkon vor, bereits im vorwärtstänzeln aber fiel ihm auf, dass er noch keine zeilenschlussklingel und auch nicht dieses sinnliche rrratsch zeilenumbruchswalzengeräusch vernommen hatte. vorsichtig nackt auf den balkon tretend spähte er ums eck, aber da saß keiner, alles ruhig, die jalousien waren sogar heruntergelassen, und keinerlei fernseh-, radio- oder schnarchgeräusch drang heraus: das klakken kam von dem sich am renovierungsbedürftigen sammelnden balkon zentral zu einem minimalbächlein sammelnden regen, der nach unten abtropfte, direkt auf ein nachträglich zugebautes lüftungsrohr. alle großen abenteuer waren seit eh und je aus einem ähnlichen stoff zusammengedichtet, samtundsonders alles andere als banal, soviel war sicher.
punkt halbneun riefen sowohl die katholischen als auch die in dieser stadt traditionsgemäß statistisch relevanten evangelischen glocken zu den kulten ihrer gießenlasser.

(aufgezeichnet vor 2008)