vorbei

Montag, 11. März 2024

München-Schwabing (D), waAb1

Hochwolgeborner Herr
Stadthalterei=Rath!
Der Erfolg in München war der höchste meines Lebens. Ein solcher Enthusiasmus war in München nie, wie man mir sagte. Kritiken ausgezeichnet. Neueste Nachrichten, süddeutsche Presse besonders.
Anton Bruckner an Moritz von Mayfeld, Linz, 12. Mai 1885

(Fragen Sie mich und Sie können was erfahren.)

Sonntag, 10. März 2024

München-Schwabing (D), waAb1

Unaussprechbar! – unbeschreiblich! – nicht vergeltbar!
(…)
München, mein künstlerisches Heim! Wie danke ich Gott dafür!
Anton Bruckner an Hermann Levi, München, 10. April 1885

(Fragen Sie mich und Sie können was erfahren.)

Samstag, 16. Dezember 2023

Klagenfurt, VENTIL
Kärntner Kulturvogel 2023
Preisverleihung

Kärntner Kulturvogel (Urfassung), gestaltet von Gernot Fischer-Kondratovitch

Seit 2017 wird der Kärntner Kulturvogel1 an Menschen vergeben, die sich grotesk unermüdlich in der Schaffung und Verbreitung von Kunst und Kultur engagieren »(…) an jene, die scheint’s einen Vogel haben, weil sie sich so viel für die Kultur im Raum Kärnten/Koroška antun und im Gegenzug sehr wenig bis gar nichts dafür bekommen.«2 Der Preis ist3 undotiert und wird jährlich von Gernot Fischer-Kondratovitch und VADA verliehen.

Organisation und Moderation: Yulia Izmaylova
Überreichung der Preise durch die Stewardessen der ÖVP (Österreichische Vogel PilotInnen), das sind: Erich Pacher und Felix Strasser
Musikalische Begleitung: Franz from Austria
Eine Veranstaltung von VADA.

v.l.n.r.: Die Trophäe – Hostess Felicitas – Der Preisträger – Hostess Erika

Seit unserer Jonke-Gasse-Aktion im April 2021 bin ich dem im menschenfreundlichsten Sinn subversiven Verein VADA4 mit der allergrößten Sympathie verbunden. Nun hat mich Yulia Izmaylova gefragt, ob ich zu dieser Veranstaltung kommen kann und ob ich was spielen auch will, Geld haben sie eh keines.

Ehklar komme ich. Dabei werde ich tunlichst darauf achten, dass ich Franz from Austria musikalisch nicht in die Quere komme: Meine Aufgabe wird wohl nur sein können, die nahe am Brodeln sich befindliche Stimmung stimmig herunterzukühlen in Wintersphären, wo ja u.a. Schuberts Krähe west. Merke: Der Eichelhäher ist, wie die Krähe, ein Rabenvogel (Corvidae).

Jetzt – bin ich gespannt
Ernst Jandl

———————————
Huuuch!
Bei einem5 Blick auf die Veranstalterseite Anfang Dezember musste ich feststellen, dass man mich nicht lediglich zum Spielen eingeladen hatte, sondern als einen der Preisträger! Sowas aber auch! Wenn es bei mir um einen Preis geht, dann bedeutet das in aller Regel, dass ich ganz sicher nicht den bekomme, den ich verlange (und der mir zustünde) … ich hab schon so lange keinen Ehrenpreis mehr bekommen, wie geht das denn? Da ward ich doch glatt nervøs! Indes, gemeinsam mit meinen MitlaureatInnen – die da sind (in streng alphabetischer Reihenfolge): Eva Asaad, Tomas Goschat, Sabine Kristof-Kranzelbinder6, Christian Salmhofer und Ingrid Türk-Chlapek – und unter charmanter Guidance durch die liebenswürdige Moderatorin Yulia Izmaylova, flankiert von den beiden umwerfenden Host- und Stewardessen der ÖVP ist ein recht runder Abend gelungen: So eine charmante Veranstaltung, ungeheuer liebevoll, wie buchstäblich Alles im VADAVENTILUNIVERSUM! Das ist die wahre Ehre, da einfach Teil davon sein zu dürfen! Im Publikum zudem etliche mir langjährig liebe Menschen; und wer angekündigt hatte, diesmal aber ganz sicher zu kommen, hat gar nicht wirklich gefehlt: Heuchelfreie Freude im VENTIL!

Freitag, 10. November 2023

Wien, Jesuitenkirche
hörgott
Buchpräsentation Hermann Glettler
Es lasen Gery Keszler, Bernhard Fellinger u.a.
Musik: Bertl Mütter, Posaune

Wenn Hermann mich fragt, spiele ich. So einfach ist das: Ich spiele auch für Götter; sofern hinter ihnen Menschen guten Willens stehen, was für Hermann, soweit ich ihn kenne, jedenfalls zutrifft.

Ich würde ja auch für Friseure spielen: hairgott1 gibt es2 zu Wien, Leoben und Graz; die Salonakustik aber – beides probiert, ein Vergleich. Nämlich: Die Jesuitenkirche zum Klingen zu bringen, das ist allerdings ganz was anderes – und überdies, sammasiehrlich, ein Privileg!

Tief einatmen jetzt!

Abspielmodul in einem österreichischen Landesmuseum (Detail)

Sie sehen: Ich bin voll dabei.

Freitag, 29. September 2023

Wien, Franziskanerkirche
Festival Quintessenz
»Improvisations à quatre«
Susanne Ebenbauer, Sopran
Johannes Ebenbauer, Orgel
Jeremy Joseph,
Orgel
Bertl Mütter, Posaune

Zwischen den beiden Orgeln als Altaranimation inmitten der Putti und goldenen Strahlen stehend eigene Klänge zu einer veritablen Raumsymphonie beizusteuern ist ein grandioses Gefühl. Die Franziskanerkirche verfügt zudem über eine nachgerade ideale Akustik, das Juwel beim Spielen sind die Pausen, die den Hallverläufen nachlauschen.

Nach 2021 und 2022, wo wir zu dritt agiert haben, kommt heuer Susanne Ebenbauer. Ich bin freudig gespannt.

Hier können Sie den Folder zum Festival als .pdf-Dokument herunterladen.

Sonntag, 24. September 2023

Bruck an der Mur, Heiligen-Geist-Kapelle1
»Ein Denkmal ohne Nutzen«
Tag des Denkmals und Buchpräsentation

Heiligen-Geist-Kapelle Bruck an der Mur © Andreas Theiner

(…) Die Publikation ist das Abschlussprojekt des von meinem Onkel Philipp gegründeten Fördervereins zur Restaurierung der ehem. Heiligen-Geist-Kapelle in Bruck/Mur. Wie es zur Zeit ausschaut, wird das Buch auch tatsächlich fertig sein bis dahin. Jedenfalls wird es auch Philipp gewidmet sein. Neben dem Trubel der Präsentation, bei der sicher g’scheite und wichtige Worte gesagt werden, wäre der Moment des Ausklangs wichtig, in dem nur die Kunst spricht – und Deine Verbindung zu Philipp spielt dabei eine wichtige Rolle.
Alice Hoppe-Harnoncourt, Anfrageemail

Ein Denkmal ohne Nutzen. Albumverlag: Wien, 2023 © Foto: Georg Ott

Meine Freundschaft mit Philipp Harnoncourt in seiner letzten Dekade ist ein wunderbares Geschenk, das ich immer im Herzen tragen werde. Ich durfte den gesamten Verlauf des Projekts musikalisch und als durch Zuhören Ratgebender mitbegleiten, von den ersten Erkundungen über die Begleitung zu Vorträgen bis zum Begräbnis Philipps in Grundlsee und, am darauffolgenden Vormittag, zur Eröffnungsfeier am 7. Juni 2020. Jetzt darf ich wieder spielen in diesem zauberhaften Raum, was für ein Glück.


Tiefe Freude, mich einen vollen Tag mit dem Genius Loci gleichwie, in persönlich klingender Präsenz, dem Locus (sie sind mir untrennbar) widmen zu dürfen. Und: Tut das gut, für Menschen zu spielen, die sich mit mir in den Klang hineinzubegeben in der Lage sind. DANKE.

Donnerstag, 3. und Sonntag, 6. August 2023

Wien, 21., Mühlschüttelpark (3. August)
Wien, 15., Reithofferpark (6. August)
Brigitte Schwaiger: Kleines Kammerspiel
Szenische Lesung mit Anna Morawetz und Hildegard Starlinger
Musik: Bertl Mütter (Posaune)
Im Rahmen des Kultursommer Wien

(»Komödie«)
Zwei Frauen. Der gar nicht so stille Ort zufälliger Begegnungen: die Toilette eines Restaurants. Eine Nutzerin und eine Toilettenfrau. Die momentane Zahlungsunfähigkeit der einen lässt die andere zu einer drastischen Maßnahme greifen. Sie versperrt den Ausgang und droht die Dame so lange festzuhalten, bis sie ihre Schulden für die Toilettenbenützung bezahlt habe.
In dem kaum bekannten Einakter »Kleines Kammerspiel« lässt Brigitte Schwaiger zwei unterschiedliche Frauen aufeinandertreffen und verstrickt sie in einen mitunter absurden Dialog über Lebensrealitäten und gesellschaftliche Zwänge.
Eine szenische Lesung voll Tiefgang und Humor, getragen von der Livemusik des vielfältigen Musikers und Posaunenindividualisten Bertl Mütter, die für eine einzigartige Atmosphäre sorgt.

Wie es halt so geht: Man lernt sich, vermittelst eines dritten (»Ihr solltet was miteinander machen!«), kennen, schaut, ob (ja!) und was man miteinander machen könnte, findet das, bewirbt sich, das Projekt wird ausgewählt (gleich zweimal). Jetzt woll’n wir schauen, wie es uns gelingt. Und Sie haben gleich zweimal die Möglichkeit, sich das zu Gemüte zu führen.


Eine so unerwartete schöne, runde Sache; will heißen, die Veranstaltungen an den Orten, mitten dort, wo die Menschen (oö.: die Mentschen) wohnen. Dass es mit Anna Morawetz und Hildegard Starlinger fein werden würde, war vorweg erwartbar und: klar. Großes Kompliment den Teams an den jeweiligen Plätzen … gerne wieder!

Samstag, 29. Juli 2023

Fels am Wagram, Weingut Wimmer-Czerny
Kultur bei Winzerinnen und Winzern
»Eva Woska-Nimmervoll und Bertl Mütter am Familienweingut Wimmer-Czerny«

Das hat Markus Lidauer bereits 2012 photographiert: Was für eine Kontinuität!

Eva Woska-Nimmervoll, Lesung
Bertl Mütter, Posaune
Hans Czerny, Weinverkostung

In Niederösterreichs Weingütern, Winzerhöfen, Kellergassen und Heurigen wird diesen Sommer wieder musiziert, Lesungen gelauscht, über den Wein philosophiert und das Leben genossen. Bereits zum vierten Mal findet die Veranstaltungsreihe »Kultur bei Winzerinnen und Winzern« im Sommer 2023 statt. 37 Veranstaltungen bieten der Kultur und dem Wein auch heuer wieder eine große Bühne.
Mission Statement, Land Niederösterreich

Der Wein ist in Niederösterreich historisch tief verwurzelt und trägt maßgeblich zu unserer kulturellen Identität bei. Das Erfolgsformat ›Kultur bei Winzerinnen und Winzern‹ steht für ein harmonisches Miteinander und bringt die unterhaltsame Seite Niederösterreichs perfekt zum Vorschein. Ausgezeichnete Weine treffen auf eine rege Kulturszene von Musik bis Literatur und das alles in einem unvergleichlichen Ambiente zwischen Weingärten und Kellergassen. Veranstaltungsformate wie diese zeigen, wie kreativ unsere Landsleute sind und wie vielfältig unser Bundesland ist.
Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich

Wie lange soll ich überhaupt lesen? Ich mag jetzt doch aus dem alten Buch auch was nehmen … Ich werde voraussichtlich ein Kapitel aus »Heinz und sein Herrl« vorlesen. Plus Auszüge aus meinem neuen Roman (Arbeitstitel: »Bis zum Anschlag«).
Preisgabe eines Dialogdetails (Email)
Auf der Suche nach einer feinen Partnerin für diese Veranstaltung im Rahmen der vom Land NÖ 20201 löblicherweise initiierten Programmschiene hat mir Gertraud Klemm ihre liebe Kollegin Eva Woska-Nimmervoll empfohlen, und bereits wie ich Heinz und sein Herrl auch nur angeschaut habe2, habe ich gewusst, dass das passen wird: Es wird ein vergnüglicher Abend!
17:30 Uhr Begrüßung
18:00 Uhr Weinverkostung mit spontaner musikalischer Ausdeutung
19:00 Uhr Eva Woska-Nimmervoll und Bertl Mütter im literarisch-musikalischen Dialog
20:00 Uhr Gemütlicher Ausklang
Ablauf (lt. Vertrag)

Lieber Bertl, das gestern war wirklich sommerlich entspannt.
Danke, Hans (Czerny, Anm.)
Exakt genau so war’s. Klein, fein, enspannt. Und die Menschen haben sich wirklich für uns und was wir zu bieten hatten interessiert: Wein, Schwein, Wort und Klang. Und Astrids Erdbeertiramisu.
Ein herzlicher Dank den Er- und Siemöglicher*_Innen vom Land Niederösterreich, die sich diese Aktion – damals noch unter dem wenig inklusiven Begriff »Kultur bei Winzern« (heute wäre sowas undenkbar) – bereits 2020 als vorauseilende Wiedergutmachung für die Zumutungen der Pandemie ausgedacht haben. Zumindest wir (Winzer*_Innen_*, Musiker*_Innen_*, Autor*_Inn_*en) haben diesbezüglich nichts zu beklagen; und wer/wsie aber klagen will, kann das ja mittler/sie/weile auch, gerne/gsiene — und bitte darum!

Samstag, 15. Juli 2023

Klagenfurt, Villa For Forest
SPIELEN! – DIE 19. GALANACHT DER IMPROVISATION
Bertl Mütte
r & Die Actuelle Capelle (DAC)

DAC 2023 vlnr: Tobisch-Woitsch-Hättich-Hoppe-Schranz-Melach-Lorber-Schürz-Greiner-Sattlegger-Berger. Tormann: B.M.

Jetzt haben wir schon wieder eine volle Woche gespielt. Das ist ganz schön — und ganz schön anstrengend! Unsere Methode ist nämlich nichts als das kollektive Erfinden von Klang. So kommen wir auf zuverlässige Antworten auf alle ungestellten Fragen dieser Welt (unter dem geht’s nicht). Frohgemut absichtslos hört sich jede Fragenstellerei ohnehin von selbst auf, was für ein Glück, und nicht zuletzt deshalb kommen wir ja jedes Jahr in dieses Exil der Heiterkeit.

Die 19. Galanacht der Improvisation bietet lauterste Poetische Acte in Artmannscher und ganz sicher auch Jonkescher Manier — sie taugt jedenfalls als wirkliche Anwendung Musilschen Möglichkeitssinns. So widmen wir dieses kollektive Klanghervorbringungsereignis dem kürzlich verstorbenen Musikmen- und -motor Renald Deppe (1955–2023):

Es gibt ein Problem, weil es eine Lösung gibt. (R. D.)

Genau so ist es mit unserem SPIELEN!

Erich Berger E-Bass
Boris Greiner Trompete
Edgar Hättich Violine
Maria Alraune Hoppe Kalimba … Querflöte1
Markus Lorber enhanced E-Guitar
Anna Melach Blockflöten Kalimba Psalter
Bertl Mütter2 Posaune
Werner Sattlegger Gitarre mit Stahlsaiten
Cornelia Schranz Violoncello
Verena Schürz Altsaxophon
Karin Tobisch Hackbrett Rebab
Evelin Woitsch Prima Donna 

Wir danken allen Menschen, bei denen wir zu Gast sein dürfen, im Musilhaus, Künstlerhaus, in der Villa For Forest. Wer da war, wurde herzlich beapplaudiert.

Bertl Mütter & Die Actuelle Capelle

Mittwoch, 12. Juli 2023

Klagenfurt, Künstlerhaus
Bertl Mütter solo
im Rahmen der Ausstellung
Schwarz-Weiß – Dialoge zwischen Linie und Raum

Das Bild ist ein bereits als historisch zu bezeichnendes Live-Portrait, das eine mir namentlich nicht bekannte Künstlerin im Zuge eines Konzerts im Haus der Kunst München im April 2002 mit schnellem Strich in einem Zug skizziert und mir dann geschenkt hat; ich habe es lediglich gecrosst, also negativ gestellt.

In gesellschaftlicher Hinsicht ermöglichen Ordnungssysteme zwar immer auch Halt und Orientierung. Der Übergang hin zur Einschränkung ist ein fließender und kann in zu starker Ausprägung, wir erleben es gerade, auch in sein Gegenteil münden. Im Oszilieren zwischen Offenheit und Geschlossenheit, zwischen Halt, Gewissheit und Neuorientierung eröffnen sich auch Möglichkeiten für neue Denk- und Handlungsräume. Mittels einer formal reduzierten, geometrischen Bildsprache setzen sich hier sechs Kunstschaffende unterschiedlicher Genres in vielschichtiger und konsequenter Weise mit Fragen der Ordnung auseinander. Mit Hilfe selbst auferlegter, spezifischer Regeln und Systematiken und mittels unterschiedlicher Methoden geben sie mit ihren Werken Einblick in ihre individuellen Zugänge, ihr Denken und ihre Strategien im Spannungsfeld von Linie, Fläche und Raum.
Ankündigungsprosa, Kunstverein Kärnten

Ich freue mich sehr, dass ich wieder ein sich auf die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Kärnten beziehendes Konzert geben darf. Das Künstlerhaus Klagenfurt ist ein für meine Musik nachgerader idealer Klang- und Schauraum, und die Gastfreundschaft ist eine großzügige, für die extra noch gedankt sei.

»Schwarz-Weiß – Dialoge zwischen Linie und Raum« wirkt spontan inspirierend auf mich, ist doch meine Musik (konkret: das Solospiel) eine gewissermaßen ins Akustische übertragene graphische Zunft. Schwarz-Weiß, das ermahnt, dass wir in diesen wie in allen Zeiten1 dringend der Grauwerte, mehr noch, der Farben des Regenbogens bedürfen. Ohne ein solches Bewusstsein kommt keine sich als seriös behauptende Kunstausübung oder -vereinstätigkeit aus, und Animositäten – geschenkt! – gibt es doch bitte in jedem Verein.


Ein inspirierter früher Abend im nach außen offenen Ausstellungsraum, ich habe spontan auch die Nebenhöhlen ausgedröhnt, großes Vergnügen. Als Zugabe ein angesagtes Scheitern, was ich jedem empfehlen kann, es ist jedoch, dies bitte zu bedenken, prekär: Entweder du scheiterst, dann trifft die Ansage zu, wodurch du nicht gescheitert bist, oder das zu Scheiternde gelingt doch, dann ist deine Ansage gescheitert etc. ad infinitum…

Gescheiter, ob ich das noch werde, an jenem Tag, da ich Thomas Bernhard (18189) um einen Tag (+1; still counting) überlebt habe…?

Erfreulich zahlreiches Publikum, große Hörlust, und mein neues MUT!HORN-SL hat allerdings kremige Klangwucht!

Samstag, 8. Juli 2023

Goldegg im Pongau, Böndlsee
Spurensuche
Eine von Esche Schörghofer geführte Themenwanderung zu den Orten der Goldegger Deserteure
Musikalische Begleitung: Bertl Mütter, Posaune

Die Wanderung führt in sechs Stationen rund um den Böndlsee und beinhaltet eine kurze Andacht an der Kapelle beim Oberdorf. Im Mittelpunkt wird die Vermittlung und Einordnung der Ereignisse rund um den 2. Juli 1944 und das gemeinsame Gespräch über Ursachen und Auswirkungen des »Sturms auf Goldegg« stehen.

Jahrelang hat der 2022 verstorbene Alphornspieler Fritz Moßhammer, mit dem mich eine gegenseitige Wertschätzung verbunden hat, diese Wanderung in seiner unverwechselbaren, großartigen Weise treu begleitet. Es hat sich gleich recht stimmig angefühlt, dass man – auch nach meinem Spielen bei der Gedenkveranstaltung zur Bücherverbrennung in Salzburg Ende April – nun an mich herangetreten ist, und so fühle ich mich geehrt, bei diesem zivilgesellschaftlich wichtigen Anlass die Rolle des musikalischen Begleiters (und Wanderhirtenhundes) übernehmen zu dürfen.

Eine Veranstaltung des Vereins der Freunde des Deserteurdenkmals in Goldegg.


Danke für die wunderbare musikalische Gestaltung. Ich glaube, ich habe zum ersten Mal überhaupt aus der Musik einen Text lesen können.
Herzliche Grüße, Roland Irnberger

Ein heißer Vormittag, eine beeindruckende Anzahl betroffener / sich betreffen lassender Menschen, viel Information über Ungeheuerlichkeiten und beachtliche Resilienz. Dass derartige Umstände eine inspirierte Musik zeitigen konnten, war irgendwie unvermeidlich; die Menschen haben mein Spiel mit Wärme annehmen können. DANKE.

Freitag, 30. Juni 2023

Thalgau, kulturkraftwerk oh456
Bertl Mütter SOLO
FREIFLUG – so schwer,
so leicht!

so leicht – so schwer!

Jemand hat Bertl Mütter einmal den »großen österreichischen Posaunenindividualisten« genannt. Und wirklich, er versteht es allerdings, sein Publikum zu faszinieren. 2001 hat er im Wiener Konzerthaus ›Schubert:Winterreise:Mütter‹ »einem vorerst irritierten, dann umso begeisterteren Publikum« präsentiert. Nach dem akklamierten Miniaturenprojekt ›parlando‹ widmete er sich ›muetters muellerin‹ und ›muetters dichters liebe‹, es folgten die ›mütterkinderlieder‹ zu Mahlers Kindertotenliedern. 2020 hat er in seinen ›aus|cul|ta|tio|nes‹ dem – menschenleeren – Wiener Stephansdom von ganz unten bis ganz oben »berückend intime« Klänge abgehört. »Freiflug«, das bedeutet nun, dass sich Bertl Mütter als hörender Seismograph in den offenen, zugleich so intimen Raum des Kulturkraftwerks stellt und, mit all dem (und was sonst noch kommen mag) im Gepäck, zu spielen anhebt. Nur wer sich fallen lässt, kann fliegen, abheben. Mitfliegende: Sind herzlich willkommen!
Ankündigungsprosa

Es erscheint ja etwas merkwürdig, dass ein Solokonzert bei mir ein außergewöhnliches Ereignis darstellt – spiele ich doch zumeist solo. Jedoch, hier ist es solo-solo, will heißen, ohne alle Vorgaben, kein außermusikalischer Anlass wie Vernissage, Lesung, Eröffnung, Begräbnis, sonstige Posaunenklangbeduftung. Deshalb habe ich mein Konzertprojekt beim so verdienstvollen Wartenfelser Kulturforum im Kulturkraftwerk oh456, einem besonderen hölzernen Großzimmer, »Freiflug – so schwer, so leicht!« genannt. Zudem ist es mein allererstes Konzert mit dem neuen, nach meinen aktuellen Wunschvorstellungen von Schagerl (ich bin ja sowas wie ein ›Werksfahrer‹) gefertigten MUT!HORN-SL, welches sich durch einen besonders cremigen, leisen Klang auszeichnet und bei dem sich die zu meinen Multiphonic-Klängen beitragenden Einzeltöne (einer gespielt, einer gesungen) ideal vermählen, es ist die pure Freude!

Ich werde ein episches Set von ca. neunzig Minuten ineinemdurchspielen (wie auf der Zeichnung1 festgehalten). Dabei habe das Bewertungshirn eine gründliche Pause – auch bei mir!


Es ist gelungen, und es waren exakt 90 Minuten – worum es ja gar nicht gegangen ist. Ein achtsames Beiseitetreten ist da kollektiv vollführt worden, bar aller Instant-Spiritualität: einfaches Sein im Klang.

Ein merkwürdiger Abend in des Wortes tiefster Bedeutung.

Danke Tom Burger (er hat mich initialiter eingeladen) und den lieben Leuten vom oh456 um Dirk Obracay für die herzliche Aufnahme. Achja, eine Aufnahme wird es auch geben. Ich weiß nicht, ob ich die hören mag; aber interessieren tut sie mich schon.

Samstag, 3. Juni 2023

Chur (CH), Curia Raetorum1
»Außer Atem« – Reise in die Stille

»Föhnaufwärts«, südlich von Werdenberg, liegt die Stadt Chur, das Tor zum Bündnerland. Dort hat man die antike rö­mische Siedlung Curia Raetorum entdeckt. Die Ausgrabung wird seit 1986 von einem Gebäude des berühmten Bündner Architekten Peter Zumthor vor Wind und Wetter geschützt, das diesen Ort in einen Hort der Stille ver­wandelt hat.
Auf einer leichtfüssigen Konzertwanderung sind der Posaunist Bertl Mütter, der Schlagzeuger Peter Conradin Zumthor, der Kontrabassflötist Matthias Ziegler und die Schalmei-Spielerin Katharina Bäuml von der Capella de la Torre zu hören.
Ankündigungsprosa

Im Sommer 2022 bin ich auf die Schlossmediale Werdenberg aufmerksam gemacht worden. Nach kurzer Recherche war mir klar, dass ich um eine Initiativbewerbung2 nicht umhin kommen würde können, derart viele inhaltliche gleichwie persönliche Berührungspunkte sind da nachgerade aufgepoppt. Nun, es hat beidseitig gefunkt, und so wurde ich in eine bereits fast fertige Planung integriert. Es erwartet mich eine immens schöne Aufgabe.

Mit Junko Wada (Butoh), Katharina Bäuml (Schalmei), Peter Conradin Zumthor (Schlagzeug), Bertl Mütter (Posaune), Matthias Ziegler (Kontrabassflöte).

Werke von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert.


Ein klassischer Quasi-Blindflug vierer Musizierender, dazu lansgamste Bewegungen: Das hat recht gut funktioniert, und das Publikum war sehr angetan bis begeistert, rundherum lauter liebe Leute, ein sympathisches Team, dazu eine charmante Leiterin und umsichtige Fädenzieherin – was würde man also mehr wollen können?

Nun, jede/r hat eigene Strategien des Miteinanderspielens und Aufeinanderhörens/Aufsichhörenmachens; das kann auch mal gut gehen (es konnte; auch) – und doch können ästhetische Desiderata unerkannt im (beeindruckenden) Raum hängen bleiben.

Ich habe herzlichst zu danken.

Sonntag, 28. Mai 2023

Graz, Herz-Jesu-Kirche
»Der Geist weht«

So schaut die Herz-Jesu-Kirche von innen aus

Bertl Mütter, Posaune
Matthias Unterkofler, Orgel

Die Herz-Jesu-Kirche in Graz hat einen betörenden Klang. So freut es mich sehr, dass mich Matthias Unterkofler eingeladen hat, beim Pfingstgottesdienst gemeinsam mit ihm zu improvisieren.

Ich spiele auch für Götter. Gerne wieder.

Samstag, 27. Mai 2023

Steyr, Gartenhaus
Literaturtage Steyr
Lyrik-Matinée

Margret Kreidl, Lyrik
Bertl Mütter, Posaune

Lieber Bertl Mütter, ich habe vor, im Rahmen der Literaturtage Steyr 23 eine Matinée mit Margret Kreidl zu veranstalten. Hättest Du Lust, sie musikalisch zu begleiten?
Karin Fleischanderl, zum Nikolaus 2022

Habe ich. Freue mich. Sehr:

EINLEUCHTEND WEISS ist ein lyrischer Montage-Text, formal und inhaltlich, was die Bezüge zum Thema ›Atem‹ betrifft: vom Körperlichen, Leibhaftigen über das Bildhafte, das Religiöse, das Medizinische bis zum Autobiographischen. Ich habe versucht, eine Spannung zwischen Verdichtung und Luftigkeit zu erzeugen. Der Text besteht aus 21 kurzen Teilen und einer Coda als Abschluss, die man auch als Fußnote lesen kann. Jeder Textteil endet mit einer Frage. Und es gibt ein Du, das immer wieder angesprochen wird. Man könnte auch von einem dialogischen Gedicht sprechen.
Stichworte: Atemübung, Singen, Hauch, Hauchung, Diesel­abgase, Alkoholfahne, Intubation, Blut-Lungen-Schranke, Schluchzen, Summen, Lachen, Lautgebung, Membran, Luft, Wolken, Himmel, der geheime Name, der süße Name, der Mutteratem.
Margret Kreidl

Eine inspirierte, dichte Performance. Margret Kreidl ist eine profunde Darbringerin ihrer eigenen Texte, sie vermag gar spontan mit ihren Worten zu jonglieren, wiewohl es geschrieben vor ihr steht. Große Kunst.

Wir haben uns zurecht sehr gefreut, und das Publikum in diesem besonderen Innen-/Außenraum war wie verzaubert. DANKE.

Samstag, 6. Mai 2023

Gmünd1, Eisenberger Fabrik
»Meisterschule Maximilian Weber«
Bertl Mütter, Posaune

Vernissage zur Ausstellung
Laudationes, Musik und Buffet
Ankündigungpragmatik, Richard Pils

Die Laudationes waren mehr und/oder weniger prägnant.
Ich war die Musik.
Das Buffet war bodenständig und beinhaltete regionstypische Mohnzelten.

Und Richard Pils, das ist wirklich ein Guter.

Donnerstag, 4. Mai 2023

Wien, Café Korb

¡SENSATIONSGASTSPIEL!

Bernd Jeschek und Bertl Mütter
gaben
Weinberg und Stranitzky
ossia
Stranitzky und Weinberg
von Bernd Jeschek
[Uraufführung]

Damit auch sein Name zweimal dasteht, sei verlautet, dass Bertl Mütter zusätzlich seine Posaune bedient hat.

Jeden Tag fünfundzwanzig Aphorismen schreiben und nach jedem einzelnen feststellen: »Das besagt alles!«
Jules Renard, 27.1.1894

Sonntag, 30. April 2023

Salzburg, Residenzplatz
WIDERSTAND
Gedenkveranstaltung zur Bücherverbrennung 1938

»Buchskelett« von Florian Ziller und Fatemeh Naderi © Stadt Salzburg / Niko Zuparic

Die Initiative Freies Wort (der Historiker Albert Lichtblau, der Germanist Karl Müller und Tomas Friedmann, der Leiter des Literaturhauses Salzburg) organisiert jedes Jahr Veranstaltungen, um den Geschehnissen am 30. April 1938 zu gedenken. Im Zentrum steht die Gedenkveranstaltung im und vorm Salzburg-Museum am Residenzplatz.

Mit dabei sind diesmal Mieze Medusa und Markus Köhle, mit denen gemeinsam ich den Eröffnungsbeitrag gestalten werde, der wohl was mit Spoken Word zu tun haben wird. Ich bin freudig gespannt auf diese von gegenseitiger Wertschätzung getragene für mich neuartige Kooperation.

Mit Renata Schmidtkunz wird eine liebe Freundin den diskursiven Teil moderieren.

Zum Ende hin gehen wir hinaus zum im Boden eingelassenen (nicht allzu sichtbaren) Denkmal, genannt ›Buchskelett‹, das 2018 von Fatemeh Naderi und Florian Ziller gestaltet wurde. Zum Beschluss spielt das insbesondere bei Touristen beliebte Glockenspiel, dem für ein ganzes Monat eine anlassadäquate Melodie programmiert wurde, ›Dona, Dona‹ (דאָנאַ דאָנאַ), und ich werde, dies aufnehmend, zu einer – hoffentlich hoffnungsfrohen – Coda finden.1

Freitag, 28. April 2023

Fels am Wagram, Weingut Wimmer-Czerny
WeinKult 22

Das hat Markus Lidauer bereits 2012 photographiert: Was für eine Kontinuität!

Alle Jahre wieder, bereits zum zweiundzwanzigsten Mal!


Verena Roßbacher, Lesung

Franz Koglmann, Flügelhorn
Christoph Cech
, Schlagzeug
Peter Herbert, Kontrabass
Bertl Mütter, Posaune; Conférence

Hans Czerny, Winzer

An sich geben wir ja nichts auf Superlative, aber unser Intendant und Freund Bertl Mütter scheint es sich zur Aufgabe gemacht haben, immer noch eins draufzulegen; auch uns als im Jahreslauf produzierender Betrieb ist es vertraut, dass alles Neue immer ganz von vorne angefangen werden muss und nicht einfach angestückelt werden kann. Nun hat Bertl wieder ein Ensemble zusammengestellt, das wahrlich seinesgleichen sucht.

Der Umschweife genug. Wir präsentieren: Die aktuelle Österreichische Buchpreisträgerin und überhaupt ganz und gar grandiose Verena Roßbacher! In »Mon Chéri und unsere demolierten Seelen« begleiten wir Charly Benz, die mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt seit 43 Jahren durch ihr Leben strauchelt. Roßbachers Erzählkunst ist von einer Leichtigkeit, die einen mit der Zunge schnalzen lässt, zugleich tun sich Tiefen auf, die ans Herz rühren – und das völlig kitschfrei: Allerhöchste Leseempfehlung!, meint unser Intendant.

Jetzt weiter, die Musiker! Da kommt mit Franz Koglmann (Flügelhorn) eine Legende des österreichischen Jazz. Sein Musikkonzept fernab vordergründiger Virtuosität ist von höchster internationaler Relevanz. Es ist uns eine Ehre und große Freude, ihn auf unserem Hof begrüßen zu dürfen.

Peter Herbert, sein langjähriger Partner und seines Zeichens weitum akklamierter Gigant am Bass ist mit dabei, wir kennen ihn, nach 2007 ist er zum zweiten Mal bei uns. Zuguterletzt (Betonung auf »gut«!) bedient Christoph Cech wieder Tasten und Schlägel, und Bertl Mütter wird seine Posaune so beatmen, dass wir wohlklingende (und auch raue) Töne hören können.

Vonseiten der Intendanz steht dem Symposion nun also nichts mehr im Wege.

Markus Lidauer hat 2012 auch das photographiert.

Der WeinKult ist ja nachgerade das ideale Symposion: Zuerst gibt’s einmal was zu trinken. Dann wird gespielt, daraufhin wird gegessen und getrunken, dann gespielt, woraufhin getrunken und gegessen wird, daraufhin spielen und lesen die Künstler:innen wieder und unmittelbar darauf gibt’s was Gutes zu essen, und zu trinken ist auch noch genug da und so weiter: Wir achteln uns hinauf, alle sind wir illuminiert, aber keine:r angesoffen, und das nennt man angewandte Trinkkultur.

Der Rote Veltliner – erst kürzlich bei Gault & Millau prämiert!

Dass die Weine1und Speisen2 allesamt vom Hof der Czernys und von dementsprechend erlesenster Qualität sind, darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Herzlich willkommen!


Danke für Ihr p.t. Verständnis, wenn es hier keinen den – fulminanten! – Verlauf dieses Abends abbildenden Nachbericht geben kann: Wer dabei war, kann es ermessen, und wer nicht, dem u/o der ist hier auch nicht weiter zu helfen. Bleibt die Vorfreude auf den nächsten WeinKult mit Ordnungsnummer 23, welchselbiger sich am Freitag, dem 3. Mai 2024 ereignen wird.

Donnerstag, 23. März 2023

Wien, Ateliertheater
Buchparty mit Musikuntermalung
Mieze Medusa: »Was über Frauen geredet wird« (Residenz, 2022)
Markus Köhle: »Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts« (Sonderzahl, 2023)
Bertl Mütter: Musikalisch untermalende Umrahmung / umrahmende Untermalung (leise, auf Zeichen)

Diese Bild von (vlnr) Markus Köhle und Doris Mitterbacher aka Mieze Medusa ist von Claudia Rohrbauer

Es ist nämlich bitte so, dass wir einander schon lange (längst! Oktober 2000! Rau-sch-bru-nne-nalm!) kennen, und Zeit ist es geworden, dass wir was miteinander machen! Ihre spontane Anfrage, ob ich ihre gemeinsame Buchparty im erweiterten Freundeskreis musikalisch gestalten könne/möge/wolle1 (Es ist bekannt von alters her2: Sagen Sie nie ›Umrahmung‹ oder gar ›Untermalung‹!), konnte ich sogleichermaßen spontan erfreut annehmen, verbunden mit der Hoffnung, dass ich bald auch eine Gegeneinladung aussprechen können möge.

Schön war’s, so liebe Leute, die beiden! Und sie haben so ein treues most devoted Publikum. Große Herzlichkeit im Raum, tut das gut!

Freitag, 20. bis Montag, 30. Jänner 2023

Das der Würde des kumulierten Alters der Combo angemessene Retro-Logo ist von Michael Atteneder

Trio 90YA1 – TTT 01232
Montag, 30.1.2023 – Klagenfurt, Villa For Forest
Sonntag, 29.1.2023 – St. Johann i.T., Alte Gerberei

Nur thermisch kalt war’s bei der Abreise aus St. Johann.

Samstag, 28.1.2023 – Innsbruck, Treibhaus
Freitag, 27.1.2023 – Salzburg, Jazzit

Mein Kollege Andreas Schickentanz in Köln hat mich dankenswerterweise auf folgende freundliche Rezension im seinerzeit (Anfang der 80er-Jahre) bei uns heiligen Jazzpodium aufmerksam gemacht, die ich hier unter Anführung minimer Korrekturen3, zitiere:

Just an dem Tag, an dem die neue Leitung des Jazzit offiziell vorgestellt wurde, eines Klubs, der 2022 sein Zwanzigjähriges feierte, legte man am Abend ein leicht exzentrisches Statement ab, wie um zu sagen: Es mag sich was ändern, ihr Leute von hier und woanders, aber wir lassen nicht nach. Eingeladen war ein revitalisiertes österreichisches Trio, das so vor gut dreißig Jahren eine Platte aufgenommen hat4 und danach nicht mehr zusammenfand. Wobei der Posaunist Bertl Mütter, ein geborener MC, gleich eingangs einschränkte: Der Kontrabassist Ewald Oberleitner müsse wegen Rückenleidens leider ersetzt werden. Seine Position nahm Tobias Vedovelli ein. Gerhard Laber hieß der Trio-Dritte, einer, der mit seiner ausufernden Perkussionslandschaft erst das Augenmerk band, dann bald das Ohr. Schlagstöcke gebrauchte er kein einziges Mal, Broomsticks, Stricknadeln und Finger aber, er kam ohne High Hat5 und Basstrommel aus, dafür riss er und knüllte Tapes, tippte eine gefüllte Flasche an oder ’ne Metallfeder. Oder er schlug die gespannte Saite hoch am Galgen vor ihm an – ein elektronischer Ton kam auf. Laber war gesegnet mit einer guten Mikrofonierung, was einen seine regen, auch leisen Aktionen zumeist anstandslos nachverfolgen ließ. Mütter war sowas wie ein harmonischer Drehpunkt innerhalb schierer, doch kaum je ungelenker Improvisationstatkraft, mit schleierbehafteter, beinahe verträumter Attitüde, in die er aber unwirsche Sprachfetzen einlegte. Einmal nahm er sein Instrument auseinander und erzählte lediglich mit dem Zug eine unbanale Kurzgeschichte. Vedovelli suchte erst und fand Bindung dann, schlicht indem er aufmerksam horchte und mal kontrastierend, mal affirmierend den Bogen durchzog, nie jedenfalls zu viel wollte. Ein guter Abend, an dem Schnee fiel und wo offiziell klar war, dass Jürgen Vonbank ab Juli 2023 den Jazzit-Gründer Andreas Neumayer in der Geschäftsführung und künstlerischen Leitung ablöst.
Adam Olschewski, in: Jazzpodium (Ausg. 3-4/2023)

In unserem herzlichen Emaildialog schrieb ich Andreas: »Ich dachte mir (bzw. ist es meine Erfahrung), dass ich das Radar vom JP deutlich unterfliege.« – Tja, auf einmal ist man drinnen, allem Anschein nach sogar in einer Rezension des Chefredakteurs höchstpersönlich. Hätten wir damals, in den 80ern, behauptet, eines Tages im JP auch nur erwähnt zu werden, sie hätten uns für größenwahnsinnig gehalten, vergleichbar nur »On the Cover of The Rolling Stone«. So schnurren Größen also zusammen im Lauf eines Lebens. Danke indes dem wackeren Adam Olschewski für seinen Konzertbesuch; wer ihn trifft, soll ihm bitte ausrichten, er möge mich das nächste Mal doch bitte gerne anreden, dann lernt man einander (besser) kennen. DANKE.

Donnerstag, 26.1.2023 – Wien, Porgy & Bess

Danke Christoph Huber vom Porgy & Bess für die Freigabe des Videostreams. Wer tätige Fairness üben will (Ermunterung!), bediene sich dieses Links.

Mittwoch, 25.1.2023 – Graz, Stockwerk

Das Bild ist von Alois Loidl/bilderfinder.net. Danke fürs Verwendendürfen.

Samstag, 21.1.2023 – Ulrichsberg, Jazzatelier
Freitag, 20.1.2023 – Steyr, Akku6

An alle Orten also die ersten Spielstätten, und das bei minimalem Engagementwiderstand; der Ténor, wenn ich das rückgemeldet habe, lautete stets in etwa so: »Naja, da bürgt doch jeder Name für Qualität.«


Im Jahr 1991 haben wir ein paarmal miteinander gespielt; ich war damals 26 Jahre alt, die beiden Kollegen, Ewald Oberleitner (*1937) und Gerhard Laber (*1946), zusammen 100. Im Oktober 2021 hat mich Andreas Felber in einem Radiointerview mit Archivaufnahmen aus Linz konfrontiert. Das bedingte die umgehende Neubegründung, mittlerweile waren wir 216. Im April 2022 haben wir uns zur Radiosession im Funkhaus getroffen, diese wurde im Sommer gesendet. Und nun die Tour: Was für eine Freude! Allein, da war eine Not, denn der liebe Ewald konnte nur ein Konzert (und das unter Schmerzen), jenes in seiner Heimatstadt Graz, spielen und musste für die anderen sieben passen. Mit Hilfe von Peter Herbert (der uns sofort zusagte, wenn alle Stricke rissen, selber zu spielen) gelangten wir zum fast schon unheimlich sich einfügenden jungen Bassisten Tobias Vedovelli, 2023 exakt dreißig Jahre alt, was auch unserer Höheren Arithmetik genüge tat: Da ist viel sympathisches zu Ewalds unaufdringlicher Präsenz, ein irgendwie verwandtes Naturell, sodass das Trio 90YA in der vertrauten Kompaktheit auftreten konnte. Waren etliche Menschen wohl zuerst betrübt über Ewalds Fernbleibenmüssen, so konzedierte man uns bereits in der Pause stets, dass der benannten Not eine denkbar erfreuliche Tugend entgegengesetzt werden konnte. Und wir, das Trio 90YA, haben nun zwei Bassisten, wer weiß, vielleicht auch einmal gemeinsam zu viert am Podium: Die Quadratur des Dreiecks!

Dass die Musik, die zwischen uns entsteht, indertat über einen besonderen Zauber verfügt, wurde uns bei sämtlichen Konzerten mit warmem Applaus und freundlichen Gesprächen und Wahrnehmungsberichten hernach rückgemeldet. DANKE.

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Wien, Akademie der Wissenschaften
Award of Excellence – Akademische Feierstunde

Alljährlich1 werden die dreißig2 als beste erkannten Dissertationen des abgelaufenen akademischen Jahres im Rahmen einer ministeriellen Feierstunde öffentlich ausgezeichnet: Jede einzelne Arbeit wird kurz (so allgemein verständlich das nun einmal gehen mag) vorgestellt und beapplaudiert, di:er Preisträg:er erhält dreitausend Euro3.

Als einschlägig akademisch Vorbestrafter durfte ich dazu und dazwischen musizieren, und man hat mich auch öffentlich befragt. Damit sie mich richtig befragen können (und damit auch verhindert werde, dass man mich unabsichtlich etwa als Herrn Dokter Müller anrede), sollte ich einen Text abschicken, den sie dann ins Programmheft geben wollten. War nicht ganz leicht. Textvorschlag 1:

Künstler (m/w/d) heißt es, sollen bitte künsteln – und das Reden darüber (das Leben, die Welt, Alles) den dazu Berufenen überlassen. Das geht so weit, dass gewisse Wissenschaft Treibende den Spielenden erklären (wollen), was sie da machen. Sowas hat mir nie getaugt. Nun, seit gut zehn Jahren habe ich zusätzlich die Lizenz zum Reden, die besagt, dass ich, wenn ich mir über die Welt (…) Gedanken mache, diese auch sagen darf; will heißen: »Künstlerisches Doktorat«, und ich war, eine merkwürdige Koinzidenz, der Allererste im Österreich (was jetzt exzellenzmäßig nichts weiter bedeutet). Die Posaune ist mir mein Hör-Rohr in die Welt. Was sich damit alles sagen lässt – Sie werden hören!

Das sei zu schwer verständlich. – Bittegerne, ich geb’s auch betulicher:

Bertl Mütter ist ein Unikum. Improvisierender Extemporierer bzw. extemporierender Improvisator: Er spielt Posaune, komponiert, schreibt Texte (literarische und wissenschaftliche). Und seit 2013 ist er (als erster seiner Art) Doctor artium. An der Kunstuni Graz hat er über »Das Geräusch-das-man-macht-bevor-man-anfängt-zu-dichten« promoviert und darf seither seine Kunst nicht nur hörbar ausüben sondern auch selbst und ohne weitere Vermittlung (so wohlmeinend eine solche auch immer sein möge) kundig davon erzählen.

Weil es sich als möglicherweise notwendig erwiesen hatte, habe ich4 noch angefügt:

Achja: Wenn ich es noch nicht gesagt habe: Bitte den Begriff ›Umrahmung‹ unter allen Umständen vermeiden. Es ist die musikalische Gestaltung, die ich mit meiner Posaune liefere. Man umrahmt, was nicht selbständig für sich bestehen kann – und das woll’n wir ja nicht hoffen, dass das ausgerechnet beim AoE so sei.5

Letzlich war dann eh nichts über mich im Programmheft (macht nichts, es ging ja nicht um mich), abgesehen von der knappen Information, dass die Musikalische Umrahmung von Bertl Mütter sei; so konnte ich Großmut üben, und ich habe mir auch gar kein Papiersackerl aufgesetzt. Begrüßt wurde Herr Dokter Bertl Müller, und obwohl mich nicht gemeint fühlen müssend, habe ich (ich habe mich umgeblickt, ob ein Müllerabile hinter mir säße – nein) freundlich gewunken. Dafür hat sich dann der Minister an meine Promotionsperformance im Juli 2014 erinnert, er war damals als Vizerektor der Uni Graz dabei; und ich habe ihn erinnert, dass wir uns im April, da er noch hintenrunter wallendes Haar hatte, auf der Terrasse eines Restaurants in Grado getroffen haben.


Wen’s interessiert (Empfehlung!), die Titel der jeweiligen Dissertation:

Schulentwicklungsprozesse initiieren, leiten und begleiten
Die Emergenz der Anschaulichkeit in Comenius’ Orbis pictus (1658)
Das Memorieren in der Musik und Lernstrategien des Auswendiglernens
Herumlungern?! Begegnungsräume an urbanen Orten
Die Inhalte und Auswirkungen des Fake-News-Diskurses
Auf dem Weg zu skalierbarem Quantenrechnen mit gefangenen Ionen
Verbesserung von Modernen Kryptografischen Protokollen mittels Domänenspezifischen Symmetrischen Primitiven
Erzeugung und Anwendung hochenergetischer THz Felder gespeist mittels Laserpulsen im mittleren Infrarotbereich
Regularitätstheorie und Gradientenflüsse von geometrischen Krümmungsenergien
Umstrukturierung der Hierarchie innerhalb und zwischen Jazz- und Klassik-Orchestern Diskriminierungskritische Perspektiven auf Musiktherapie und ihre Kontexte
Semantische Modellierung wahrnehmungspsychologischer Musikdimensionen auf Basis von akustischen Signaleigenschaften
Optimierung von drahtlosen Kommunikationssystemen für das Internet der Dinge
Nichtlineare Störungsunterdrückung in LTE-A/5G Hochfrequenz-Transceivern
Extraktion von Cyber Threat Intelligence aus rohen Logdaten
Ressourceneffiziente neuronale Netze für die Rauschunterdrückung von Störsignalen in Radarsensoren
Ein Beitrag zur Implementierung von Konzepten zur Gebirgsdruckbeherrschung im untertätigen Bergbau
Wer hat Adolf Loos bildlich wahrgenommen? Untersuchungen zum Ausbreitungsverhalten und den ökologischen Faktoren, welche die Invasion der Asiatischen Wildbienenart, Megachile sculpturalis, in Europa begünstigen
STAT5A und STAT5B in der Hämatopoese und Leukämie
Der natürliche Verlauf von Patienten mit anti-mitochondrialen Antikörpern: eine Kohortenstudie mit über 6 Jahren Follow-up
Eine Untersuchung hämostatischer Biomarker zur Risikoprädiktion in ausgewählten Erkrankungen
Isolierung und Charakterisierung von extrazellulären Vesikeln unterschiedlicher zellulärer Herkunft
Untersuchungen der molekularen Mechanismen der Spannungssensoren von Kalziumkanälen
Aufklärung der molekularen Mechanismen, die die Insulinexpression in Pankreasinselzellen regulieren
Hybridmodellierung in Tangentialflussfiltration für biopharmazeutische Produktion
Feuerbestattung und der Umgang mit Leichenasche in Österreich
Anorganisches Leben. Post-Vitalismus nach Deleuze Nutzung der Chalcogen Bonding als supramolekulares Werkzeug für vielseitige Anwendungen in der festen und flüssigen Phase
Neue Ansätze zur Bestimmung der elementaren Zusammensetzung von innovativen Materialien mit Hilfe Laser-spektroskopischer Methoden
Verbesserung der Oxidationsbeständigkeit und Bruchzähigkeit bei refraktären keramischen Schichten
Modellierung von Heterogenität mittels Bayes-Ökonometrie
Der gemeinnützige Konzern aus steuerrechtlicher Sicht
Künstliche Intelligenz und Strafrecht – Grundsätzliche Fragestellungen und rechtliche Lösungsansätze
Neue Erkenntnisse über die Verwendung von Produktgas aus der Biomassevergasung in Festoxidbrennstoffzellen durch experimentelle und numerische Ansätze
Öffentlicher und privater Umgang mit dem Klimawandel


Ich habe am Anfang, dazwischen und am Schluss, spontan bestmöglich auf die kurz dargestellten Arbeiten eingehend, gespielt: So macht das der ideale Umrahmer. Dankesschreiben & Empfehlungen aufliegend.


Dank an Martin Vogg6, meinen Impresario in Dingen wie diesen.

Dienstag, 29. November 2022

Wien, Figlhaus
Claudia Reiterer und Hermann Glettler im Dialog
Moderation: Otto Neubauer

Ein mit Spannung erwarteter Dialogabend mit einem ungewöhnlichen Duo
Claudia Reiterer talkt jeden Sonntagabend im ORF über die brisanten politischen Themen, die ganz Österreich bewegen. Ihr Dialogpartner Hermann Glettler, der Innsbrucker Bischof, erregt mit seinen originellen Aktionen und mitreißenden Predigten immer mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Beide wollen im Figlhaus den aktuellen herausfordernden gesellschaftspolitischen Fragen auf den Grund gehen. Das kürzlich veröffentlichte Buch von Hermann Glettler trägt auch den Titel des Abends »Dein Herz ist gefragt!« Wenn es nach ihm geht, braucht es heute vor allem einen entschlossenen Widerstand gegen die ›globalisierte Gleichgültigkeit‹.
Ankündigungsprosa, Figlhaus

Ich war, dreimal, die Musik. Intensives Hören; dem Vernehmen nach dürfte keine Stecknadel gefallen sein.

NB: Der Name ›Figlhaus – Akademie für Dialog und Evangelisation‹, muss irritieren in einer vorgeblich säkularen Umgebung. In Österreich ist ja die Trennung von Staat und Religion1 sowas von voll (völlig!) vollzogen. Nun, wir leben eben in nevösen (sic!) Zeiten.
Indes, es ist so: Wenn Hermann mich fragt, bin ich dabei2; er ist einer der wenigen aus der katholischen Nomenklatura, der zu differenzieren vermag und zudem weiß, dass unsere Lebenswelt weiter ist als die jeweilige Wohlfühlblase (WFB)3, und sei’s selbst die so eminent4 selbstbewusst-katholische.

Samstag, 19. November 2022

Steyr, Michaelerkirche
Sancta Cæcilia

P. Ransom Pereira, der Pfarrer von 1St. Michael, hat mich gefragt, ob ich beim Festkonzert zu Ehren der Hl. Cæcilia was spielen wolle, er täte sich sehr freuen. Sehr gern, ist mir doch die Michaelerkirche seit Jahren ein wunderbar inspirierendes barockes Klanghabitat, wenn ich, bevor ich vom Üben daheim in meiner Schuhschachtel ganz verkümmere, zur Abwechslung und moralischen Aufmöbelung diesen perfekten Barockraum zum Klingen bringe:

Lieber Ransom, wie versprochen die Titel fürs Programm:
»raum/räumen. Eine trombonautische Auscultation.«
[geht über und schließt ab mit]
»Mein Aug’ und Herz (nach Schubert nach Rückert)«
Bertl Mütter, Posaune, Komposition
Dauer: ca. 12’
Schönen Abend, liebe Grüße, Bertl

Es ist ein Privileg, hier spielen zu dürfen; in der (ent-zük-ken-den) Bruderhauskapelle übrigens auch.

Außer meiner2 sind noch ambitionierte Laienmusikerinnen und -musiker aus der Pfarre aufgetreten, mit Okarina, Mandoline, kroatischer Tamburizza-Gitarre, Orgel, Flöte und Gesang, ganz zu schweigen von Ransom als Singer/Songwriter3, und die alle zu erleben war ein besonderes Vergnügen.

Sonntag, 16. Oktober 2022

Wien, Volkstheater, Rote Bar
Das Köchelverzeichnis
Ein Content-Event – Lesung mit Musik

»Mehr Content, weniger Köchel-Verzeichnis« – so wird die neue programmatische Ausrichtung für Ö1 von der neuen Radiodirektorin beschrieben. Gemeinsam mit Schauspieler*innen, Musiker*innen und Prominenten aus Österreich setzt die IG Autorinnen Autoren gemeinsam mit dem Volkstheater ein Zeichen für den Erhalt der musikalischen Vielfalt dieses Landes und veranstaltet eine Lesung des gesamten Köchelverzeichnisses – also das Werkverzeichnis der Kompositionen Mozarts – in großer Besetzung live in der Roten Bar im Volkstheater.
Ohne Köchelverzeichnis keine Kunst. Ohne Kunst kein Köchelverzeichnis. Ohne die Kunst des Köchelverzeichnisses keine Begegnungen mit Kunst. Ohne Köchelverzeichnis und Kunst kein Herzeigen von Kunst. Ohne Köchelverzeichnis und Kunst kein Kunst- und Kulturprogramm, keine Festwochen, keine Festspiele, keine Übertragungen. Ohne uns und Köchelverzeichnis keine Kunst.

Mit Armin Thurnher, Dietmar Grieser, Ruth Beckermann, Markus Hering, Grischka Voss, Bertl Mütter, Cornelius Obonya, Kurt Schwertsik, Olga Neuwirth, Wolfgang Mitterer, Christopher Hinterhuber, Ernst Kovacic, Teresa Präauer, Florian Teichtmeister, Anna Starzinger, Gerhard Ruiss und etlichen anderen mehr.

Sehr geehrte Frau Thurnher,
mit Bestürzung habe ich von Ihren Absichten gelesen. Ich brauche diese nicht zusammenzufassen, und die bisherigen Reaktionen aus der Kulturszene werden Ihnen sicherlich bekannt sein. Ist Ihnen nicht bewusst, dass insbesondere Ö1 der Sender ist, der den Kulturauftrag des ORF als öffentlich-rechtliche Anstalt abbildet? Und zwar abseits der aktuellen Nachrichten und ihrer je aktuellen Detailaufbereitung. Informationen, die, so wichtig sie sein mögen, nun einmal nicht das sind, was diesen Sender als Kulturgroßleistung, die so ziemlich einzigartig in der Medienwelt ist, dastehen lässt.
Es ist leider eine Binsenweisheit: Jedes Herunterschrauben des Niveaus beschleunigt die weitere Nivellierung nach unten, und was es bedeutet, wenn wach (geistig wach) machende, den Horizont erweiternde Medien reduziert und eingespart werden, das kann man sich leider in gewissen Nachbarländern (und auch weiter entfernt) ansehen. Soll es so weit kommen, dass eines nicht fernen Tages der nunmehrige Nachrichtenkanal Ö1 von der Installation einer illiberalen Demokratie in Österreich berichtet?
Wir brauchen, um die Mitte (was immer das sein mag) zu stabilisieren, die Ränder. Da werden die Fermente und Spurenelemente beigegeben, die einen Organismus erst lebensfähig machen. Da Sie mir als kulturbewusste Persönlichkeit geläufig sind, kann ich es nicht recht glauben, dass Sie derartig destruktive, letztlich politisch hochgefährliche Absichten hegen.
Ich werde als beitragender Teil der österreichischen Kulturlandschaft Ihre weiteren Schritte verfolgen und bitte Sie, nicht den Ast abzusägen, auf dem wir (Sie auch!) sitzen.
Hochachtungsvoll,
Bertl Mütter

Eine treffliche Beschreibung, wie es abgelaufen ist (mit dem Sukkus, dass so etwas wie ›Höhere Heiterkeit‹ erreicht worden sei) ist Armin Thurnher in seinem Blog gelungen: »So war’s in der Roten Bar. Der Köchel versus Content-Abend. Eine Erinnerung

Und im Falter-Radio (man nennt das heutzutage Podcast) können Sie alles (inkl. Einleitungsgespräch von Raimund Löw und Armin Thurnher) nachhören. Und auf OKTO gibt es gar einen Video-Mitschnitt. Viel grimmiges Vergnügen!

Freitag, 7. Oktober 2022

Wien, Franziskanerkirche
Festival Quintessenz
»Improvisations à trois«
Johannes Ebenbauer, Orgel
Jeremy Joseph,
Orgel
Bertl Mütter, Posaune

Es ist ein großes Glücksgefühl, zwischen den beiden Orgeln stehend eigene Klänge zu einer veritablen Raumsymphonie beizusteuern. Der Blick hinunter ins Kirchenschiff, als Altaranimation inmitten der Putti und goldenen Strahlen, hat seinen eigenen, durchaus auch skurrilen Reiz. Die Franziskanerkirche indes verfügt über eine nachgerade ideale Akustik, das Juwel beim Spielen sind die Pausen, die den Hallverläufen nachlauschen.

Nach 2021 nun das zweite Zusammenspielen, und wir gelangen zu einem (noch) feineren Hören. Weiter, 2023.

Sonntag, 18. September 2022

Wien, Konzerthaus
Tag der offenen Tür
Bernhard Günther: Sprechstunde.
Interaktive Performance für Publikum, Musiker:innen und Festivalteam.
Fassung für mehrstimmigen Sprechchor in einem Raum (2010/2022)

»Wien Modern bittet zum Gespräch unter vier Augen«
Cordula Bösze – Diagnose, Flöten
Elisabeth Flunger – Diagnose, Schlaginstrumente
Bernhard Günther – Konzept, Ausstattung, Diagnose, Turntables
Bertl Mütter – Diagnose, Posaune
Kira David – Anmeldung, Begrüßung, Ausstattung, Produktion
Patricia Pirker, Sylvia Marz-Wagner, Kathi Wiesler – Anmeldung, Begrüßung
Bernhard Brunnbauer, Markus Pichlmaier – Technik, Ausstattung

Musik von Cordula Bösze, Elisabeth Flunger und Bertl Mütter; Ausschnitte aus zahlreichen Aufnahmen

Warum kommen Sie zu uns, was fehlt Ihnen denn? Haben Sie irgendwelche musikalischen Unverträglichkeiten? Wie decken Sie normalerweise Ihren Tagesbedarf an Musik? Und mit welcher Musik kann ich Ihnen helfen? Ausgehend von der allseits bekannten Situation des Gesprächs beim Arzt oder der Ärztin entwickelt sich in dieser kurzen Performance zum Mitmachen ein Gespräch über das Hören von Musik, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen. Im Wartezimmer liegt als Lese- und Gesprächsstoff unter anderem das aktuelle Programm der 35. Ausgabe von Wien Modern bereit (29.10.–30.11.2022), in Empfang genommen werden Sie vom Team des Festivals. Die Musik verschreiben Ihnen vier sachkundige Persönlichkeiten, denen Sie auch im Festival immer wieder mal begegnen werden.

Es war viel los an diesem Tag im Konzerthaus, Heimathafen, darf ich schon sagen. Der Keller barg den Ruhepol. Es war eine wunderbare Erfahrung, in behütender Umgebung direkt in derart persönliche Gespräche zu gelangen. Substanziell, vom Dreijährigen bis zur Hochjährigen.

Beim Heimgehen habe ich mich von Hermann, der freundlichen Instanz in der Portiersloge, verabschieden können, mit einer herzlichen Umarmung.

 

Sonntag, 28. August 2022

Wien, Kirche am Keplerplatz
»This is my body.«
Finissage der Ausstellung von Hermann Glettler
Bertl Mütter, Posaune

Hermann Glettler hat einen temporären Kreuzweg für die Keplerkirche gestaltet. Bilder vom Krieg in der Ukraine. Die Finissage haben wir dialogisch angelegt: Hermann hat mit Hubert Arnim-Ellisen zum Thema »Brennende Fragen der Gegenwart« geredet. Mein Dialog war der mit den Bildern und dem Raum, ein Rundgang.

Samstag, 20. August 2022

Gmünd1, Eisenberger Fabrik
»Raffael Strasser – NUTZTIER«
Bertl Mütter, Posaune

Diese Intervention ist als Versuch zu verstehen, die industrielle Tierhaltung und die daraus entstehenden Auswirkungen möglichst objektiv und dabei leicht verständlich darzustellen. Durch eine rationelle und reduzierte Gestaltung soll die Auseinandersetzung mit komplexen Themen aus den verschiedensten Bereichen der industriellen Landwirtschaft erleichtert werden. Im Vordergrund dieser Intervention stehen konkrete Zahlen und Fakten, die durch erläuterndes Textmaterial und visuell konsequente Grafiken nachvollziehbar werden – auf Bildmaterial wurde bewusst verzichtet, da die damit einhergehende persönliche Empfindung eine distanzierte Objektivität verhindern könnte. Die Betrachterin oder der Betrachter soll die Möglichkeit haben, sich dieser Materie unbefangen zu nähern.
(Ankündigungstext)

Ist ein sperriges, unbequemes Thema. Richard Pils, mit dem mich eine langjährige wertschätzende Freundschaft verbindet, hat mich gebeten, ein paar Tiergeräusche mitzunehmen. So war es, aber nicht nur.

Die Eisenberger Fabrik für sich ist übrigens auch bereits ein lohnendes Reiseziel.