Liebe MBA,
(sämtliche Drittpersonsformen inkludieren Femininum und Maskulinum – zumindest wo es sinnvoll ist; und, nun gut, Neutrum auch)
Sie ahnen es, und ich darf Ihre Ahnungen bestätigen: Dieser MütterBrief hätte wesentlich früher verfasst und abgeschickt werden sollen, allein, es war nicht möglich, das Wetter wollte nicht und nicht mitspielen, wofür ich mich hier, als wäre ich Alpintourismusverantwortlicher, in aller Form entschuldigen möchte, aber, D’oh, selber entschuldigen geht ja gar nicht (das können nur gewisse Politiker, manche sogar meinetwegen), also bitte ich um Ihre Nachsicht und hoffe, Sie mit diesem umständlichen und vielzulangen Ersten Satz nicht noch zusätzlich gegen mich aufgebracht zu haben.
Immerhin, ein Anfang ist gemacht.
Nach meinem letzten Brief wurden mir etliche Bananenwahrnehmungen zugespielt, ich darf zusammenfassen: Lediglich fast nur ein (um nichts weniger bemitleidenswerter) Freund musste von einem Bananenschalenfall berichten, welcher sich allerdings unter speziellen Umständen ereignete, nämlich in Costa Rica, der Bananenrepublik schlechthin, wo es, das konnte mir auch der glücklicherweise unverletzt Verunfallte bestätigen, unwahrscheinlicher zu sein scheint, nicht auf einer Bananenschale auszurutschen. (Ob er deshalb zum Trotz in die Atacamawüste aufgebrochen ist, ich werde ihn fragen.)
Soviel dazu, wenden wir uns jetzt dem Eise zu, das zumindest nicht mehr gänzlich unwahrscheinlich scheint in diesen frühwinterlichen Tagen, wenngleich unsere Abfahrer, die, ganz im Gegensatz zu allen anderen seit eh und je eine harte, eisige Piste bevorzugen (auf Gleitstrecken kann ein jeder gewinnen, das interessiert unsereins ja nicht einmal nicht), heuer auf Kitz verzichten müssen, ihre Eisüberlegenheit also nicht unter Beweis stellen dürfen (oder müssen, je nachdem), so hart im Nehmen sie auch immer sein mögen.
Die Frage ist also: Was nützt so einem Schifahrer der beste Werbevertrag, wenn er wenig bis keine Gelegenheit hat, seiner eigentlichen Tätigkeit nachzukommen, dem, was er am besten kann, der Kunst also, einen vorzugsweise brutalharten Eishang als halbwegs Schnellster, jedenfalls aber am spektakulärsten hinabzurutschen (sodass die Komantschen pfeifen).
Sehen Sie, genauso verhält es sich mit mir und meiner Kunst (die Posaune die Brettln, das Podium der Eishang). Nicht zuletzt dank meiner virtuellen Präsenz und auch mancher wohlwollend besprochener Tonträger wegen halten mich viele für einigermaßen erfolgreich, und das mag auch zutreffen. Auf der anderen Seite hat sich aus verschiedenen künstlerischen Gründen in den letzten Jahren eine zunehmende Konzentration auf die Soloarbeit ergeben, das engt die Auftrittsmöglichkeiten ein (ich spiele im übrigen keineswegs ausschließlich allein, habe große Freude, immer wieder mit wunderbaren Kollegen zusammen zu arbeiten, und eben befindet sich ein Ensemble in seiner Gründungsphase – mehr dazu, wenn es Spruchreifes zu veröffentlichen gilt).
Also: Who’s afraid of the trombonist? (Empfehlungsschreiben aufliegend)
– Ich kann garantieren: es ist keine Angst notwendig (warum darf man das unhinterfragt als Pianist, allein spielen?). Genug gesudert (Näheres gerne persönlich); naja, was immer noch verletzend ist, sind gewisse Veranstalter, die dir ob deines eigenständigen Wegs permanent auf die Schultern klopfen, Du bist in meiner Programmkonzeption fix drinnen, sich auf Nachhaken aber abwimmelnd gebärden: D’oh, habt doch den Mut, nein zu sagen, anstatt halbherzig zu vertrösten, ja?! – Bitte aber ins Angesicht.
(TschuldignS‘, dass ich Sie mit derart Banal-Alltäglichem konfrontiert habe; es ist aber so, dass auch unsereins epiphytische Orchideenexistenz Austausch braucht. Wir – es betrifft auch viele Kollegen! – haben so viel zu geben.)
Indem ich auf den neu gestalteten Serviceteil verweise (bitte lesen und Vorschau- und aber auch Rückblick-Link anklikken), darf ich mich von Ihnen verabschieden. Ich freue mich, wenn wir uns daundoderdort sehen, hören, lesen und überhaupst, dankeschneu.
Nichtsdestotrotz auf zumindest die Slalomergebnisse vom Ganslernhang gespannt zu sein vorgebend,
Ihr
Bertl Mütter
Besonders hinweisen möchte ich auf den 2. Februar im Porgy & Bess, Wien, letzte Weihnachtsorgie in diesem vielzukurzen Winter.
Und, hinaus aus dieser Enge, am 8. Februar werde ich als Gast und EmCee mit dem Axyz-Ensemble im Bimhuis, Amsterdam musizieren.
Eben habe ich MDL, muetters dichters liebe (nach Schumann nach Heine), im Chorzimmer der Clausura des Stifts St. Lambrecht aufgenommen, und am 26. Jänner zu Mittag wird der akustische Teil meines nächsten Albums (Aufnahme, Schnitt, Klangbild, Master-CD) fertig sein. Ein paar (genau: 268) Photos von einem bei mir paarweise vorhandenen Körperteil (hat nichts mit den weiter oben erwähnten Orchideen zu tun) hat Dorothea Wimmer auch schon gemacht; das wird spannend.
Weiter, jedenfalls.