Vorstellungen

22. Dezember 2004

Halb vier, im Westen entlang des Wienerwaldes die zarte Kontur der Abendröte. Saatkrähen fliegen hoch über mich hinweg, endlos.
Ich stelle mir vor, dass sie von der Arbeit heimkehren (und in gewisser Weise stimmt das ja auch).

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Der elektrische Seestern auf der anderen Straßenseite hat es nicht ganz bis Weihnachten geschafft und ist verglüht. Damit ist das laute Blinken wieder dem vertrauten blauen Schattenspiel der haushaltlichen Fernsehgeräte (das früher synchroner ablief) gewichen.

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Zum Zahnarzt nach Purkersdorf. Umsteigen in Hütteldorf. Auf einem Zettel lese ich, dass man am Hl. Abend das Friedenslicht aus Bethlehem auch an diesem Bahnhof abholen kann, gratis natürlich (der Frieden kostet nicht so viel wie der Krieg). Noch zehn Minuten. Im Warteraum ist es nicht ganz so kalt. Beim Eintreten stelle ich mir vor, dass ich halblaut frage Wer ist bitte der Letzte? Aber ich traue mich dann doch nicht. Nach ein paar Minuten bleibe ich allein übrig, obwohl in der Zwischenzeit kein Zug angekündigt worden ist. Ich stelle mir vor, dass ich erst hinaus darf, wenn wieder jemand eintritt. Gottlob kommt noch ein junge Frau herein und löst mich aus, knapp, doch rechtzeitig vor der Einfahrt meines Zuges.
Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich bereits links unten Keramik; in der Nacht habe ich geträumt, dass mir bei einem Zahn das Gold herausgebröselt ist, wie eine Sternschnuppe.